Hat Bergisch Gladbach ein Problem mit der Luftqualität? Mit dieser Fragestellung beschäftigte sich der Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Infrastruktur und Verkehr der Stadt in seiner Sitzung am 9. November. Die Handwerkskammer warnt hier vor unkoordinierten Maßnahmen.Luftqualität in Bergisch Gladbach

Hat Bergisch Gladbach ein Problem mit der Luftqualität? Mit dieser Fragestellung beschäftigte sich der Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Infrastruktur und Verkehr der Stadt in seiner Sitzung am 9. November. Hochrechnungen mittels eines vom Land NRW zur Verfügung gestellten Programms zum Luftschadstoffscreening deuten wohl auf erhöhte Schadstoffwerte bei Stickstoffdioxid hin. Die Stadt beabsichtigt das Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz NRW einzuschalten, um Messcontainer bzw. Passivsammler aufstellen zu lassen. Belastbare Daten bringen nämlich erst genormte Messungen über längere Zeiträume.



Feinstaub und Stickoxide als Diskussionsstoff

Feinstaub und Stickoxide sorgen vor allem in den Innenstädten deutscher Ballungsgebiete seit dem Urteil des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts im Herbst 2016 zunehmend für kontroverse Diskussionen. Auch im Bezirk der Handwerkskammer zu Köln gibt es Überschreitungen der europäischen Grenzwerte für Luftschadstoffe. Probleme bereitet vor allem die Einhaltung des Grenzwertes für Stickstoffdioxid (NO2). In den drei Großstädten Köln, Bonn und Leverkusen, aber auch in Overath und Hürth gibt es meist in den Innenstadtbereichen zu hohe Schadstoffkonzentrationen. Das Problem ist nicht neu. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigen sich Arbeitsgruppen unter Federführung der Bezirksregierung Köln mit dieser Problematik, und die Handwerkskammer sitzt immer mit am Tisch.



Handwerk warnt vor übereilten Maßnahmen

"Wir haben über die Jahre viel Erfahrung gesammelt und warnen vor übereilten Einzelaktionen in Bergisch Gladbach, wie zum Beispiel verkehrsbeschränkenden Maßnahmen. Wir sehen uns in unseren Forderungen nach integrierten Lösungsansätzen zur Bekämpfung von Feinstaub und Stickoxiden immer stärker bestätigt", betont Dr. Ortwin Weltrich, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. Die Kammer habe schon in anderen Kommunen sehr früh ihre Zweifel an der Wirksamkeit von Einzelmaßnahmen, insbesondere bei der Einrichtung Umweltzonen zur Minderung von Stickoxiden deutlich gemacht, zuletzt übrigens in Overath, und sich für integrierte Konzepte, die alle Emittentengruppen umfassen, eingesetzt. Luftreinhaltepläne, die zu stark auf den Verkehr fokussierten, seien in der Vergangenheit nicht nur nicht ausreichend gewesen, sondern beeinträchtigten zudem über Gebühr die Wirtschaft, so die Kammer.





Grenzwerte in Bergisch Gladbach

Luftreinhaltepläne müssen von Kommunen aufgestellt werden, in deren Stadtgebiet die Luftschadstoffgrenzwerte überschritten werden. Dabei geht es heute in erster Linie um Stickdioxid. Der Grenzwert im Jahresmittel liegt hier bei 40 Mikrogramm pro cbm. Beim Feinstaub mit einer Partikelgröße bis 10 Mikrometer (PM 10) liegt der Grenzwert im im Jahresmittel ebenfalls bei 40 Mikrogramm und im Tagesmittel bei 50 Mikrogramm. Dieser Tagesgrenzwert darf maximal an 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Im Kammerbezirk gibt es derzeit keine bekannten Verletzungen dieser Regelung mehr, wohl auch nicht in Bergisch Gladbach, wie das aktuelle Screening zeigt. Hier habe die neue Motoren- und Abgastechnik mit Partikelfiltern, anders als bei NO2, Wirkung gezeigt, bestätigt die Kammer.





Wo werden Grenzwerten überschritten?

Für Bergisch Gladbach sei es jetzt wichtig, zunächst einmal zu klären, ob und wo es im Stadtgebiet tatsächlich zur Überschreitung von Luftschadstoffgrenzwerten komme. "Natürlich liegt uns die Gesundheit der Bürger am Herzen. Das Handwerk arbeitet täglich mit an der Entlastung der Umwelt von Schadstoffen. Unsere Betriebe installieren neue Heiztechnik, montieren Systeme zur regenerativen Energiegewinnung und sind erster Ansprechpartner bei der energetischen Sanierung von Gebäuden. Sie leisten somit einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt- und zum Klimaschutz. Bei der Luftreinhaltung ist allerdings Aktionismus ein schlechter Ratgeber. Erst wenn es tatsächlich zur Überschreitung von Grenzwerten kommt, gibt es einen konkreten Handlungsbedarf durch Aufstellen eines Luftreinhalteplans und dann gilt es ein wirksames Maßnahmenbündel gegen die Luftverschmutzung zu schnüren. Dabei unterstützen wir die Stadt gerne mit unseren Experten", betont Weltrich.