VV Herbst 2020 01
Arne Schröder | Handwerkskammer zu Köln

Angesichts des anhaltenden Pandemie-Geschehens hat die Handwerkskammer zu Köln ihre Herbsttagung der Vollversammlung zum ersten Mal digital durchgeführt. Die Mitglieder der Vollversammlung waren virtuell zugeschaltet und konnten so aktiv aber mit Abstand an den Abstimmungen teilnehmen. Dringlichstes Thema war die Entwicklung der Coronakrise und deren Folgen fürs regionale Handwerk. Digitale Herbsttagung der Vollversammlung

Verschärfung der Corona-Pandemie: Digitale Herbsttagung der Vollversammlung rückt Auswirkungen fürs regionale Handwerk in den Fokus

Kammerpräsident Wollseifer appelliert an die Politik, die angekündigten finanziellen Hilfen umgehend an Handwerksbetriebe auszuzahlen und mahnt, die Region mit ihren Problemen nicht aus dem Blick zu verlieren

Walsken lobt Zusammenarbeit mit regionalem Handwerk

Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, blickte in seiner Rede auf ein turbulentes wie herausforderndes Jahr zurück und hielt angesichts der jüngsten Bund-Länder-Beschlüsse zur Eindämmung der Corona-Pandemie fest: "Gesundheitsschutz ist Betriebeschutz! Der erneute Lockdown ist deshalb nicht nur wichtig, sondern auch richtig. Unser aller Hauptziel muss es sein, das Infektionsgeschehen einzudämmen: Durch die Reduzierung von Kontakten, durch kluges Handeln unserer Betriebsinhaberinnen und -inhaber. Ich bin mir sicher, dass Handwerkerinnen und Handwerker sich ihrer Verantwortung dahingehend bewusst sind."

Nach wie vor sind die einzelnen Handwerkszweige sehr unterschiedlich von der Corona-Pandemie betroffen. Erneut müssen ganze Branchen ihren Betrieb herunterfahren. Andere können unter strengen Hygieneauflagen weitermachen. Dazu Wollseifer: "Schon jetzt gilt mein Dank auch denjenigen im Handwerk, die in den nächsten Wochen erneut an vorderster Front stehen. Mein Dank gilt aber natürlich allen Handwerkerinnen und Handwerkern in der Region für ihr Durchhaltevermögen. Fest steht auch: Die Sorgen aller Handwerkerinnen und Handwerker, die wir vertreten, werden nicht weniger. Deshalb müssen die von Bundesfinanzminister Olaf Scholz angekündigten finanziellen Hilfen umgehend auf den Konten unserer Betriebe eingehen."

Wollseifer blickte in seiner Rede auch auf politische Vorhaben in der Region. Insbesondere nahm er die neuen politischen Konstellationen in den Rathäusern unter die Lupe. Er versprach der Vollversammlung, dass das Handwerk sein erkennbares Gesicht und seine hörbare Stimme erhalten wird. Von den kommunalen Zulassungsstellen erwartet Wollseifer zum Beispiel, dass sie sich als Dienstleister verstehen. Derzeit sei da noch zu sehr die "Behördenmentalität" ausgeprägt: "Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kölner Zulassungsstelle mit sicherem und warmen Arbeitsplatz wegen anscheinend nicht ausreichender Überstundenvergütung so reagieren, in einer Zeit, in der solidarisches Verhalten besonders wichtig ist, in einer Zeit, in der anderorts Handwerker alles am Laufen halten, Ärzte und Pflegekräfte oft bis zur Erschöpfung viel mehr als ihre Pflicht erfüllen, dann lässt mich das sprachlos zurück."

Hauptgeschäftsführer Garrelt Duin hielt in seinem Bericht fest: "Die Handwerkskammer zu Köln hat sich im Verlauf der Pandemie als kreativ und leistungsfähig erwiesen." Er bedankte sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verschiedenen Geschäftsbereiche der Handwerkskammer zu Köln. Die Betriebsberatung der Kammer bezeichnete er beispielsweise als "Feuerwehrleitzentrale". Rund 5.000 Kurzberatungen wurden während der Corona-Pandemie durchgeführt. Auch die außergewöhnliche Form der diesjährigen Meisterfeier im Autokino würdigte Duin ausdrücklich. Ebenso ging er auf die Arbeit der Bildungszentren der Kammer ein: "Für unseren Meister- und AusbildungsCampus haben wir sehr erfolgreich ein tragfähiges Schutzkonzept erarbeitet: So konnten einerseits ausgefallene Prüfungen zügig nachgeholt und durchgeführt und andererseits der Bildungsbetrieb wieder reibungslos aufgenommen werden. Angesichts des sich zuspitzenden Fachkräftemangels konzentrieren wir uns nun auch auf die Nachwuchssicherung."

Gisela Walsken, Regierungspräsidentin der Bezirksregierung Köln, wurde mit einer Videobotschaft zugeschaltet. Sie dankte dem Handwerk in ihrer Ansprache für die engagierte Zusammenarbeit im Verlauf der Pandemie und hob dessen Bedeutung für die regionale Wirtschaft hervor. Zugleich bat sie aber im Hinblick auf finanzielle Hilfen von Bund und Ländern um Geduld: "Aktuell funktioniert die Bundessoftware noch nicht so, dass wir die Abschlagszahlungen auf den Weg bringen könnten. Die Software wird gerade in einem Fachverfahren entwickelt und wir hoffen, dass wir als Bezirksregierung die vom Bund weitergeleiteten Anträge der Sofort- und Novemberhilfe so schnell wie möglich an die Betriebe auszahlen können. Im Moment sieht es so aus, als wenn es im Laufe des Dezembers noch klappen könnte; möglicherweise aber auch erst im Januar - das liegt leider im Moment nicht in unserer Hand."

Weiteres Thema der Vollversammlung war die Bestellung von Kirsten Klingenberg und Jürgen Fritz als stellvertretende Hauptgeschäftsführerin bzw. stellvertretender Hauptgeschäftsführer. Beide hatten das Amt bislang kommissarisch ausgeübt.