Maurer auf einer Baustelle
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Maurer auf einer Baustelle

Gespaltene Wirtschaftslage im Handwerk: Kosmetik-, Maßschneider-, Fotografen- und Kfz-Handwerke sind besonders von der Corona-Pandemie betroffen, wie die aktuelle Konjunkturumfrage unter den Mitgliedsbetrieben der Handwerkskammer zu Köln zeigt. Der überwiegende Teil der befragten Handwerksbetriebe schätzt die konjunkturelle Lage jedoch als "gut" oder "befriedigend" ein: Damit präsentiert sich das regionale Handwerk während der Coronakrise insgesamt als wirtschaftlicher Stabilitätsanker.Konjunkturumfrage: Gute Auftragslage am Bau, Kosmetik-Handwerk klagt

Das Handwerk trägt in diesen Monaten zur Stabilisierung des Konjunkturverlaufs bei. Laut Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer zu Köln, an der sich 1.235 Betriebsinhaber/-innen beteiligten, sind die Unternehmen überwiegend zuversichtlich gestimmt. Denn 42 Prozent der befragten Handwerksbetriebe stufen ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut ein, 32,5 Prozent vergeben die Note befriedigend. Befragt wurden Handwerksbetriebe aus Köln, Bonn und Leverkusen, dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Rhein-Erft-Kreis, dem Rheinisch-Bergischen Kreis sowie dem Oberbergischen Kreis. Allerdings gibt es auch immer mehr Unternehmen, die die von der Corona-Pandemie erzwungenen Einschränkungen in der Geschäftstätigkeit massiv zu spüren bekommen. So ist der Anteil der Handwerksbetriebe, die ihre aktuelle Lage als schlecht bewerten, innerhalb von zwei Jahren drastisch gestiegen: im Frühjahr 2019, als Corona noch ein Fremdwort war, sprachen nur fünf Prozent der Betriebsinhaber/-innen von einer schlechten Geschäftslage, inzwischen sind es knapp 26 Prozent.

Dazu Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln: "Vor einem Jahr waren wir noch der Hoffnung, dass wir die Corona-Pandemie schnell in den Griff bekommen und die staatlichen Überbrückungshilfen zügig bei unseren Betrieben ankommen und Entlastung schaffen. Ein Jahr später hält bei uns die Ernüchterung Einzug. Die Pandemie hat uns noch voll im Griff, die Präventionsmaßnahmen beeinträchtigen unsere Betriebe bei der Ausübung ihrer Dienstleistungserbringung und die staatlichen Hilfen gelangen - nicht zuletzt wegen bürokratischer Antragsverfahren - nicht schnell genug an die richtigen Stellen. Hinzu kommt, dass in den Bereichen des Handwerks, die bislang verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen sind, weil etwa Konsumenten nun ins eigene Zuhause investieren, jetzt so langsam Lieferengpässe bei Baumaterialien entstehen; die Preise steigen, langfristig vereinbarte Kostenkalkulationen geraten aus den Fugen."



Vor allem in der Gruppe der Handwerke, die personenbezogene Dienstleistungen erbringen, sorgen sich Unternehmer/-innen - ein erheblicher Teil sind Soloselbstständige - um das wirtschaftliche Überleben. Besonders hart trifft es die Kosmetiker/-innen, 73 Prozent von ihnen stufen die Geschäftslage als schlecht ein. Das gilt auch für zwei Drittel der Maßschneider/-innen und für 81 Prozent der befragten Fotografinnen und Fotografen. An der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer nahmen 78 Friseursalons teil, nur zehn sprachen von einer guten Lage, aber 33 von schlechten Geschäften. Mit viel Pessimismus blicken die Betriebsinhaber/-innen aus dieser Handwerksgruppe auf die kommenden Monate, 36 Prozent befürchten eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage. Auch im Kraftfahrzeug-Handwerk hat sich das Konjunkturklima eingetrübt. Nur für 23 Prozent der Kfz-Betriebe ist in diesem Frühjahr die Lage gut, 36 Prozent sprechen von schlechten Geschäften. In diesem beschäftigungsintensiven Handwerkszweig teilt jedes fünfte Unternehmen mit, dass es weniger Mitarbeiter/-innen beschäftigt als noch vor einem halben Jahr.

Ganz anders ist die Beschäftigungsbilanz in den Baubranchen. Entgegen dem sonst üblichen saisonalen Muster, wonach in den Wintermonaten weniger Bauarbeiter/-innen gebraucht werden, meldeten 19 Prozent der Unternehmen des Bauhauptgewerbes, dass sie in diesem März mehr Mitarbeiter/-innen beschäftigen als im letzten Herbst. Die Auftragslage der Baufirmen ist weiterhin erfreulich, die Auftragsbestände reichen im Durchschnitt für rund zwölf Wochen. Jedes vierte Unternehmen erwartet für die Sommermonate eine Verbesserung seiner Geschäftslage, nur sechs Prozent befürchten eine Verschlechterung. Sowohl im Bauhauptgewerbe als auch im Ausbaugewerbe bewerten jeweils 58 Prozent der befragten Betriebsinhaber/-innen die derzeitige Geschäftslage als gut. Zwar gibt es inzwischen auch in diesen beiden Handwerksgruppen mehr Handwerksunternehmen als noch vor einem Jahr, die einen ungünstigen Geschäftsverlauf beklagen, ihr Anteil liegt aber deutlich unter dem Durchschnittswert des Handwerks insgesamt.

Auffallend ist, dass die Gesundheitsberufe des Handwerks (Augenoptiker/-innen, Zahntechniker/-innen usw.) ihre Geschäftslage in diesem Frühjahr besser beurteilen als im Herbst 2020. Auch beim Blick auf die kommenden Monate zeigen sich die Betriebe in der Gesundheitsbranche optimistischer als die meisten anderen Handwerkszweige: 37 Prozent erwarten in den Gesundheitshandwerken eine Verbesserung der Wirtschaftslage, nur 13 Prozent eine Verschlechterung. Insgesamt gesehen blickt das Handwerk im Kammerbezirk zwar optimistischer auf das nächste Halbjahr als im Herbst des Vorjahres, aber skeptischer als noch im Frühjahr 2020: Noch etwa jeder vierte Betrieb der befragten Mitgliedsunternehmen rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftslage. 17 Prozent erwarten eine Verschlechterung der Konjunktur.

Garrelt Duin hält dahingehend fest: "Was wir jetzt dringend brauchen, sind beschleunigte Impfverfahren zur Ursachenbekämpfung, gerade für Handwerkerinnen und Handwerker mit direktem Kundenkontakt. Wir brauchen eine verlässliche Politik und schnellere unbürokratische Hilfen für existenzgefährdete Unternehmen. Unsere personenbezogenen Handwerke benötigen mehr Planungssicherheit bei Lockdown-Maßnahmen, unsere Bau- und Ausbauhandwerke schnelle Genehmigungsverfahren und mehr Aufträge der öffentlichen Hand. Das Kraftfahrzeuggewerbe braucht schnelle Kfz-Zulassungsverfahren, am besten online. Was wir vor allem brauchen, ist Unterstützung, um mehr Auszubildende fürs Handwerk zu gewinnen - denn sie werden künftig als Fachkräfte noch dringender benötigt."