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Verkehrsbelastung

Hochrechnung der Handwerkskammer: Die Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn verlieren jährlich 300 Millionen Euro, weil ihre Firmenfahrzeuge im Stau stehen

Fast die Hälfte der im Frühjahr befragten Betriebe teilt mit, dass ihre Firmenfahrzeuge mehrmals täglich im Stau stehen

Umfrage der Handwerkskammer: 84 Prozent der im Handwerk eingesetzten leichten Nutzfahrzeuge haben einen Dieselmotor, Dieselfahrverbote würden das Handwerk unverhältnismäßig stark treffen

Dass Firmenfahrzeuge regelmäßig im Stau stehen, gehört inzwischen zum Alltag vieler Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn. Bei der Umfrage der Handwerkskammer zu Köln in diesem Frühjahr teilten 49 Prozent der befragten Betriebe mit, dass ihre Firmenfahrzeuge mehrmals täglich im Stau stehen. Vor einem Jahr traf das auf 45 Prozent aller befragten Unternehmen zu, im Jahr 2015 erst auf 35 Prozent.

Am stärksten von Verkehrsproblemen betroffen sind die in Leverkusen ansässigen Handwerksbetriebe, fast zwei Drittel von ihnen setzen Fahrzeuge ein, die mehrmals täglich im Stau stehen. Das gilt auch für 58 Prozent der Kölner und für 54 Prozent der Bonner Betriebe. Mit Abstand am günstigsten ist die Verkehrslage für die Handwerksbetriebe im Oberbergischen Kreis, 27 Prozent (Frühjahr 2017: 18 Prozent) klagen darüber, mehrmals täglich im Stau zu stehen.

Bei der neuen Umfrage der Handwerkskammer, an der rund 800 Betriebe teilgenommen haben, konnten bei der Frage nach der Stauhäufigkeit die Antworten „mehrmals täglich“, „mehrmals wöchentlich“ oder „selten“ angekreuzt werden. Selten von Stauproblemen betroffen waren nur neun Prozent der Bonner, 11 Prozent der Leverkusener und 12 Prozent der Kölner Unternehmen. Dass die Firmenfahrzeuge nur selten im Stau stehen, teilten jedoch 43 Prozent der im Oberbergischen Kreis ansässigen Betriebe mit. Im Rhein-Erft-Kreis gilt das für 26 Prozent der Betriebe, im Rhein-Sieg-Kreis für 21 Prozent. Vermutlich wegen der starken Ausrichtung auf Köln und Leverkusen sind auch die Handwerker im Rheinisch-Bergischen Kreis stark belastet, bei 47 Prozent dieser Unternehmen stehen die Fahrzeuge mehrmals täglich im Stau, nur 16 Prozent kreuzen die Antwort „selten“ an.

„Für Betriebe, deren Mitarbeiter oft mit dem Auto zum Kunden fahren müssen, sind die Wegezeiten immer schwieriger zu kalkulieren – besonders problematisch ist es für Firmenfahrzeuge, die eine der Rheinbrücken nutzen müssen“, erläutert Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. Es gebe bereits Unternehmen, die Kundenaufträge auf der anderen Rheinseite nicht mehr annehmen wollen oder zu vermeiden versuchen.

Gravierend sind die finanziellen Folgen für die Unternehmen, deren Fahrzeuge regelmäßig im Stau stehen und die ihre Mitarbeiter dann für unproduktive Stunden bezahlen müssen. Die Handwerkskammer hatte bei ihrer Umfrage die Unternehmen auch um eine Schätzung der Kosten gebeten, die ihnen innerhalb eines Jahres von den Staus verursacht werden. Die Angaben der befragten Betriebe hat die Handwerkskammer auf den Gesamtbetriebsbestand hochgerechnet; nach der neuen Hochrechnung entsteht im Handwerk der Region Köln-Bonn ein Gesamtschaden von jährlich 300 Millionen Euro (Umfrage 2017: 290 Millionen Euro, Umfrage 2015: 240 Millionen Euro).

Die durchschnittlichen Staukosten pro Betrieb belaufen sich inzwischen auf 20.100 Euro (Umfrage 2017: 19.100 Euro, Umfrage 2015: knapp 15.000 Euro). Die von den Kölner Unternehmen in der aktuellen Umfrage mitgeteilten Staukosten sind allerdings im Vergleich zu 2017 etwas zurückgegangen, wobei für Köln weiterhin die höchste Belastung ermittelt wurde. Innerhalb eines Jahres sind vor allem die Staukosten für die in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis ansässigen Betriebe erheblich gestiegen.

Eine der Ursachen für die sich verschärfende Stausituation im Ballungsraum Bonn-Köln-Leverkusen sind die vielen Groß- und Dauerbaustellen, die angesichts des Sanierungsstaus auf den Hauptverkehrsachsen und Rheinbrücken unumgänglich sind. Die langjährige Forderung der Handwerkskammer, das Baustellenmanagement zu verbessern, werde nur schleppend umgesetzt. Doch es gebe auch einige Lichtblicke, betont Weltrich. So erhofft er sich von dem im April von der Stadt Köln gegründeten Amt für Verkehrsmanagement konkrete Verbesserungen bei der Baustellenplanung und beim Verkehrsfluss auf Kölner Straßen. Ebenfalls begrüßt die Handwerkskammer die neuen Initiativen des nordrhein-westfälischen Verkehrsministers: Seine Absicht, „dass bei besonders neuralgischen Baustellen rund um die Uhr gearbeitet wird, dass sogenannte Schlafbaustellen vermieden werden, entspricht unseren langjährigen Forderungen“, so Weltrich.

Anlässlich der aktuellen Umfrage zur Verkehrsbelastung wurden die Handwerksunternehmen auch um Mitteilung zu ihrer Ausstattung mit betrieblich genutzten Pkws, Kleintransportern und Lkws gebeten. Lkws werden regelmäßig nur in den Unternehmen des Bauhauptgewerbes eingesetzt, in allen anderen Handwerksgruppen ist dieser Fahrzeugtyp von untergeordneter Bedeutung. Insofern ist der Fuhrpark des typischen Handwerksunternehmens von betrieblich genutzten Pkws und leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht geprägt. 84 Prozent der im Handwerk eingesetzten leichten Nutzfahrzeuge werden mit Diesel betrieben, etwas über 60 Prozent der betrieblich genutzten Pkws haben einen Dieselmotor. „Dieselfahrverbote, egal ob nur auf eine Strecke oder auf eine Umweltzone bezogen, würden das Handwerk unverhältnismäßig stark belasten“, betont Wel-trich. Aus gutem Grund habe daher das Bundesverwaltungsgericht bei seiner Entscheidung zur Luftreinhalteplanung Ausnahmebestimmungen für Handwerkerfahrzeuge gefordert.

Erst 17 Prozent der mit Diesel betriebenen Nutzfahrzeuge in den an der Umfrage der Kammer beteiligten Handwerksbetrieben entsprechen der Euro-6-Norm. Es werde noch Jahre dauern, bis der Fuhrpark der Bau- und Ausbauunternehmen auf Fahrzeuge dieser Schadstoffklasse umgestellt ist, so die Vermutung der Handwerkskammer. Sie appelliert daher an die Kommunalpolitik, bei künftig erforderlichen Entscheidungen zu verkehrsbeschränkenden Maßnahmen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zu beachten. „Das Handwerk darf nicht der Leidtragende der Versäumnisse der Autoindustrie werden, unsere Klein- und Mittelbetriebe können sich nicht von heute auf morgen neue Fahrzeuge beschaffen“, so Weltrich.

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