Während der Berufsausbildung höhere Schulabschlüsse erwerbenAttraktivitätssteigerung durch Doppelqualifizierung
Der Ausbildungsstellenmarkt hat sich gewandelt. Noch vor einigen Jahren standen die Bewerber/-innen bei den Betrieben Schlange, um eine der begehrten Lehrstellen zu erhalten. Inzwischen verlassen die geburtenschwachen Jahrgänge die Schule. Und sie sind weniger an einer Berufsausbildung als an weiterführenden Schulbesuchen und einem späteren Studium interessiert. „So ist der Ausbildungsstellenmarkt von einem Anbieter- zu einem Nachfragermarkt geworden: heute werben die Betriebe um geeignete Bewerber/-innen“.
Es gibt viele erfolgreiche Beispiele, wie Handwerksbetriebe in dieser Situation bestehen. Sei es der Auslandsaufenthalt während der Ausbildung, die Zusatzqualifizierungen wie Betriebs- oder Europaassistent/-in (Start mit der Weiterbildung schon während der Berufsausbildung), Zuschüsse zu den Fahrtkosten, zur Verfügung stellen von kleinen Dienstwagen oder von Smartphones, die auch privat genutzt werden dürfen, oder Zahlung einer übertariflichen Vergütung. „Mit dem flächendeckenden Ausbau doppelqualifizierender Bildungsgänge in den Berufskollegs haben die Betriebe ein neues Instrument im Werkzeugkasten.“ Dieses setzt bei den Schülern/-innen und Eltern an. Ein Großteil der Absolventen/-innen der Sekundarstufe I, das ist die Kernzielgruppe für eine Berufsausbildung, strebt in die gymnasiale Oberstufe von Gymnasien bzw. Gesamtschulen oder in vollzeitschulische Bildungsgänge der Berufskollegs. Dort erwerben sie – wenn alles gut läuft – die Fachhochschulreife oder gar die allgemeine Hochschulreife. Längst nicht alle der entsprechend Vorgebildeten wechselt dann ins Studium. Und bei Abbruchquoten um die 30 Prozent erreichen viele Studierende den erhofften akademischen Abschluss nicht.
Doppelqualifizierende Bildungsgänge tragen dazu bei, die Berufsausbildung frühzeitig als attraktive Alternative zu erkennen. Wird ausbildungsbegleitend die Fachhochschulreife erworben, so stehen den Auszubildenden danach noch immer alle Wege offen:
- Studium,
- Arbeiten als Fachkraft (Geselle/-in) und/oder
- Aufnahme einer Weiterbildung (z. B. Meister/-in).
Handwerksbetriebe, die Probleme bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze haben, sollten über das Angebot doppelqualifizierender Bildungsgänge nachdenken.“ Informationen gibt es beim zuständigen Berufskolleg oder bei der Handwerkskammer.