Wollseifer, Blog
Rudolf Wichert

Trendwende in Sicht: Mehr Ausbildungsverträge im Handwerk; Nach Protesten: Bundesregierung stoppt die Pläne für eine Blaue Plakette; Bitterer Wermutstropfen: Drohendes Fahrverbot für Dieselfahrzeuge; Gestern im All - heute im Alltag: wie die Luft- und Raumfahrt vom Handwerk profitiert.Blog von Hans Peter Wollseifer (19)

Liebe Mitgliedsbetriebe,

kein Satellit und keine Wetterbeobachtung sind ohne das Handwerk möglich. Was auch immer ins Weltall fliegt, muss perfekt und präzise verarbeitet sein, da wir keine Eingriffs- oder Wartungsmöglichkeiten mehr haben, so Professor Jan Wörner bei unserer Veranstaltung vor Mitgliedsbetrieben. Wir hatten den Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA gebeten, zum Thema Handwerk und Raumfahrt zu sprechen. Das Publikum und auch ich lauschten gebannt dem kurzweiligen, launigen Vortrag und nutzten die einmalige Gelegenheit dem obersten Weltraumchef Fragen zu stellen. Von den Weiten des Weltalls runter auf die Erde, auf den harten Boden der Tatsachen:

Blaue Plakette vorerst vom Tisch

 Unser Protest hat in Berlin zum Erfolg geführt. Einer der großen Streitpunkte in der Umwelt- und Verkehrspolitik ist nach unserer heftigen Kritik vorerst einmal weg: die blaue Plakette. Sie hätte bedeutet, dass Dieselfahrzeuge unterhalb der Euro 6 Norm aus Innenstädten verbannt werden können. Nun aber hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf der Klage der Deutschen Umwelthilfe  gegen das Land Nordrhein-Westfalen wegen Überschreitung der Luftqualitätswerte in der Landeshauptstadt Düsseldorf in vollem Umfang stattgegeben. Das Gericht kam zu dem Ergebnis, dass Fahrverbote für Dieselfahrzeuge auch ohne blaue Plakette ausgesprochen werden können. Während noch unklar ist, ob und wie weit der Streit juristisch weitergeht, warnen wir vor solchen Maßnahmen.

Drohen Fahrverbote für Dieselfahrzeuge auch in Köln und Bonn?

 Ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge ist für uns undenkbar. Unsere Betriebe kämen ja gar nicht mehr zu den Kunden! Das bedeutet: keine Versorgung der Geschäfte, keine Reparaturen, keine Baustellenmaterialien. Die Fahrzeuge unserer Firmen sind fast immer dieselbetrieben. Eine technische Umrüstung auf Euro 6  ist in den meisten Fällen nicht möglich. Ich stelle mir gerade vor, was wohl die Kölnmesse -- die ja bekanntermaßen mitten in der Stadt liegt --  mit ihrem Lieferverkehr macht. Im Falle eines Dieselfahrverbots wäre das dann auch das Ende des Messegeschäfts. Soweit darf es nicht kommen: Die Handwerkskammer zu Köln hat schon bei der Einführung der Umweltzone in Köln davor gewarnt, sich nur auf den Kfz-Verkehr zu fokussieren. Wir fordern, dass neben dem Straßenverkehr alle Emissionsträger in die Luftreinhalteplanung einbezogen werden. Dies gilt ganz besonders für den Schiffsverkehr. Wussten Sie, dass der mit seinen Dieselmotoren erheblich zur Stickoxidbelastung in Köln und Bonn beiträgt? Hier wäre auch mal eine Katalysatorpflicht für Schiffsmotoren auf dem Rhein zielführend. Unerklärlich ist mir auch, warum die Stromversorgung für liegende Schiffe von Dieselmotoren kommen muss, die rund um die Uhr tuckern. Hier wäre Landstrom sinnvoll. Und was ist mit den Fahrzeugen, die sich ständig im Stadtverkehr befinden, wie Taxis, Busse, Behördenfahrzeuge? Ein weiteres Problem sind die ständigen Staus in unseren Innenstädten. Wo bleibt der seit langem angemahnte moderne Verkehrsrechner für grüne Wellen in Köln? Um die Stickoxidwerte deutlich zu senken brauchen wir einen Schub aus der Politik. Ich frage mich in dem Zusammenhang immer wieder, warum die Bundesländer schon zwei Mal die steuerliche Absetzbarkeit von energieeffizienten Umbauten in Gebäuden abgelehnt haben. Umdenken wäre hier zielführender.

Mehr Ausbildungsverträge im Handwerk

 Ein Umdenken findet wohl endlich bei der gesellschaftlichen Anerkennung der dualen Ausbildung statt. Zwar erst langsam, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Jahrelang hatte wir im Handwerk das Nachsehen, was die Ausbildungsbereitschaft von jungen Menschen anging. Abitur und Studium wurden von der Politik als Ausbildungsweg Nummer 1 schön geredet. Dabei sind Ausbildung und Meisterbrief genauso viel wert wie ein Studium. Nun endlich wendet sich das Blatt: Das Handwerk steuert auf einen Zuwachs der Ausbildungsverträge zu. Dafür haben wir auch einiges unternommen: die große Imagekampagne, Azubi-Speeddating, Azubibörsen und zahlreiche Schulveranstaltungen. Und nicht zuletzt Veranstaltungen wie der Tag des Handwerks. 15.000 Besucher, darunter viele junge Leute konnten wir in Köln mit unserem Programm am 17. September anlocken.

Tag des Handwerks

Voller Heumarkt, gute Musik, begeisternde Stimmung – wir sind sehr zufrieden. Wir wollten den jungen Leuten wieder Lust auf eine Ausbildung machen. Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, hatte übrigens die Schirmherrschaft für den Tag übernommen. Das freut mich ganz besonders. Es zeigt, dass auch die Stadtspitze eine Nähe zum Handwerk hat und sich mit uns für die Anerkennung einer dualen Ausbildung einsetzt. Immerhin ist Henriette Reker Tochter eines Handwerkers. Sie weiß also aus eigener Erfahrung, wie nah das Handwerk an den Menschen arbeitet. Und wie vielfältig und modern das Handwerk aufgestellt ist, davon überzeugte sie sich auf dem Heumarkt persönlich. Nahm sich viel Zeit für Besuche der Stände und Gespräche.  Weitere Infos

Neue Vergaberegeln in Köln.

Von der Oberbürgermeisterin bin ich übrigens bislang positiv überrascht. Mit Nachdruck versucht sie, ihre Verwaltungsreform umzusetzen. Dringend nötig ist es ja. Es dauert alles so lange. Schuld sind oft die bürokratischen Hürden und Strukturen der öffentlichen Hand. Wir brauchen ein Umdenken in der Verwaltung. Lösungsorientierung statt Verhinderung, Kundenfreundlichkeit statt Ablehnung, Tempo statt Trägheit. Ein ganzes Jahr auf eine Baugenehmigung warten –  das geht gar nicht in einer schnell wachsenden Stadt wie Köln. Schulbau, Wohnungsbau und Gewerbebau brauchen schnellere Genehmigungsverfahren. Die Stärkung der Eigenständigkeit in den Fachämtern ist ein Schritt in die richtige Richtung. So wurde in Köln jetzt das Verfahren für Vergaben unter 50.000 Euro entschlackt. Das ist bei vielen Handwerksbetrieben, gerade bei Straßen- und Tiefbauunternehmen sehr positiv angekommen. Und das motiviert auch in Köln zu arbeiten. Bislang fühlten sich die Betriebe aus der Region durch die Vergabeverfahren in Köln arg gegängelt. Sie   zogen eine Beteiligung an Vergabeverfahren immer weniger in Betracht. Gemeinsam mit der wieder eingeführten beschränkten Ausschreibung und dem neuen gelockerten Verfahren haben Kölner Betriebe wieder die Chance Ausschreibungen zu gewinnen. Aber Wirtschaft braucht mehr: Die Vergabeprozesse müssen noch weiter verschlankt, die Zahl der beteiligten Ämter und Gremien verringert werden.

Wie denken Sie darüber? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?  Lassen Sie  es mich wissen. Ich freue mich auf Post unter

wollseifer-blog@hwk-koeln.de

Ihnen jetzt einen guten Start in den Herbst. Ich werde wieder viel unterwegs sein und die Werbetrommel für das Handwerk, insbesondere für das Berufsabitur rühren. Mehr dazu und zu meinem anstehenden Treffen im Oktober mit Bundeskanzlerin Merkel beim Flüchtlingsgipfel in Berlin in meinem nächsten Blog.

Herzliche Grüße

Ihr Hans Peter Wollseifer

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