Flüchtlinge finden neue Heimat im Handwerk
Flüchtlinge finden neue Heimat im Handwerk
Handwerkskammer zu Köln startet erstes Flüchtlingsprojekt, bei dem zunächst 20 Menschen sprachlich und fachpraktisch aufs Berufsleben in Deutschland vorbereitet werden
Handwerksbetriebe, die Praktika, Ausbildungs- oder Arbeitsplätze für Flüchtlinge anbieten möchten, sind aufgerufen, sich bei der Handwerkskammer zu melden
Die Handwerkskammer zu Köln startete am 24. September 2015 das erste Flüchtlingsprojekt in der Region. Zehn Monate lang sollen zunächst 20 Flüchtlinge in Bau-, Metall-, Elektro- und Holzgewerken sprachlich und fachpraktisch geschult werden. Ziel ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Lage zu versetzen, eine Berufsausbildung im Handwerk beginnen zu können. Erweist sich das Flüchtlingsprojekt als Erfolg, soll es langfristig ausgeweitet werden: „Die Sprache ist das größte Hindernis, das es für diese Menschen zu überwinden gilt. Motiviert sind die jungen Flüchtlinge in jedem Fall. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Flüchtlingen mit einer handwerklichen Ausbildung neue Lebensperspektiven zu geben. Sie können mit ihren Kompetenzen später in ihren Heimatländern eine neue Infrastruktur aufbauen. Unser Ziel ist es auch, dass wir die Flüchtlinge schnell in unseren Arbeitsmarkt integrieren und sie dadurch auch in unsere Sozialsysteme einzahlen“, erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln: „Wichtig ist deshalb, dass die dazu nötigen Finanzmittel für den Sprachunterricht jetzt vom Bund freigegeben werden.“ Wollseifer hat die Flüchtlingsinitiative des Handwerks gemeinsam mit Bundesminister Dr. Gerd Müller vom Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung initiiert.
Handwerksbetriebe, die generell bereit sind Flüchtlingen zu helfen, sind dazu aufgerufen, sich über die E-Mail-Adresse Fluechtlinge@hwk-koeln.de bei der Handwerkskammer zu Köln zu melden: Die Kammer benötigt von interessierten Mitgliedsbetrieben detaillierte Informationen darüber, ob ein Arbeits-, ein Ausbildungs- oder ein Praktikumsplatz für Flüchtlinge angeboten werden kann, welchem Handwerksberuf die mögliche Beschäftigung zugeordnet wird sowie die Adresse und Kontaktdaten des Betriebes, in dem die Flüchtlinge tätig werden könnten. Die Kammer baut derzeit eine entsprechende Vermittlungsinfrastruktur auf.
Die Handwerkskammer hat eine eingehende Informationsveranstaltung für die bislang von der Stadt Köln vermittelten Flüchtlinge durchgeführt. Eingangstests in Deutsch und Mathematik offenbaren hierbei, welche Kompetenzen sie bereits mitbringen. Im Anschluss daran wurden Einzelgespräche geführt. Anfang Oktober startet dann eine Potenzialanalyse, in deren Verlauf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedenen Gewerken zugeteilt werden. Insgesamt 736 Unterrichtsstunden sind für die Sprachausbildung vorgesehen. Grundsätzlich wird es täglich vier Stunden berufsbezogenen Sprachunterricht geben. Weitere 736 Unterrichtsstunden widmen sich der modularen fachpraktischen Qualifizierung. Darüber hinaus wird es ein interkulturelles Training geben. Begleitend zur sprachlichen und fachlichen Qualifizierung werden dabei die allgemeingültigen Regeln der Kommunikation in Betrieben, Behörden und im öffentlichen Leben vermittelt. Zudem wird es ein individuelles Coaching geben, das die unterschiedlichen Biographien der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berücksichtigt. Dies schließt auch eine Sozialberatung mit ein, genau wie die Unterstützung beim Aufbau von Selbsthilfekompetenzen.