87 Prozent der Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn stufen die aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend einFrühjahrsumfrage 2014 der Handwerkskammer zu Köln
Aufwärtstrend in den Bau- und Ausbaubranchen, aber gespaltene Konjunktur im Kfz-Gewerbe
Trotz sehr guter Stimmung in den Unternehmen zeigt sich nur ein leichter Anstieg bei den Beschäftigungszahlen
In der Mehrzahl der Handwerksbranchen lief es im ersten Quartal dieses Jahres richtig rund. Die Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer zu Köln ermittelte eine ausgesprochen gute Stimmung bei den Unternehmen in der Region Köln-Bonn. „Noch bessere Ergebnisse haben wir bei einer Frühjahrsumfrage nur Anfang der 90er Jahre und im Frühjahr 2011 erreicht“, gab Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, bekannt. Der Anteil der Handwerksunternehmen, die von einer guten Geschäftslage sprechen, ist innerhalb eines Jahres vom 30 auf 43 Prozent gestiegen, der Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage ist von 18 auf 13 Prozent gesunken. Für 44 Prozent der Betriebsinhaber (Frühjahr 2013: 52 Prozent) ist der derzeitige Geschäftsverlauf befriedigend.
Beim Vergleich der aktuellen Umfrageergebnisse mit der Frühjahrsumfrage 2013 ist allerdings zu berücksichtigen, dass das fürs Rheinland ungewöhnlich hartnäckige Winterwetter im ersten Quartal 2013 in Teilen des Handwerks zu einem erheblichen Umsatzeinbruch geführt hatte, was vor einem Jahr die Bewertung des Geschäftsverlaufs spürbar gedämpft hatte. Hingegen fielen in diesem Jahr die saisonalen Einschränkungen eher mild aus. Im Vergleich zur Umfrage im Herbst 2013 zeigt sich keine nennenswerte Abschwächung des Konjunkturklimas, „die Handwerkswirtschaft in unserer Region bleibt auf einem stabilen Pfad“, betonte Weltrich. Der Blick der Unternehmer auf die kommenden Monate sei von viel Zuversicht geprägt: 28 Prozent rechnen für die Sommermonate mit einer Verbesserung der Geschäftslage, nur neun Prozent befürchten eine Verschlechterung, 63 Prozent erwarten eine gleichbleibende Entwicklung.
Die Träger dieses stabilen Konjunkturtrends sind vor allem die Bau- und Ausbaugewerbe. Die Unternehmen aus diesen Branchen sind mit dem aktuellen Wirtschaftsverlauf sehr zufrieden: Dass die Geschäfte gut laufen, teilen 61 Prozent der Tischlereien mit, das gilt auch für mehr als die Hälfte der Maler- und Elektrobetriebe und für 48 Prozent der Sanitär- und Heizungsbaubetriebe. Nur sechs Prozent der Unternehmen der Ausbaugewerbe sprechen von einer schlechten Geschäftslage, das ist der niedrigste Wert unter den sieben Handwerksgruppen. Auch die Unternehmen im Bauhauptgewerbe (Maurer, Dachdecker, Zimmerer, Straßenbau) stufen die Wirtschaftslage ganz überwiegend als gut oder befriedigend ein und gehen mit viel Zuversicht in die Sommermonate. Der Aufwärtstrend im Wohnungsbau, der – anders als der öffentliche Bau – eine Domäne des Bauhandwerks ist, verschafft den Firmen Rückenwind: Im vergangenen Jahr wurden in Nordrhein-Westfalen 24 Prozent mehr Wohnungen als noch 2012 zum Bau genehmigt, nach mehrjähriger Talfahrt im Neubausektor dürfte es daher in diesem Jahr einen Anstieg bei den Wohnungsbauinvestitionen geben.
Schwieriger ist die Ausgangslage im Kraftfahrzeuggewerbe, die Unternehmen mussten im vergangenen Jahr beim Verkauf von Neuwagen einen Umsatzrückgang von fünf Prozent hinnehmen. Die Perspektiven für das laufende Jahr hellen sich auf, in der Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer stufen 40 Prozent der befragten Kfz-Betriebe die gegenwärtige Geschäftslage als gut ein. Auf der anderen Seite laufen in mehr als einem Viertel der Betriebe die derzeitigen Geschäfte schlecht, eine so negative Bewertung der gegenwärtigen Lage gibt es in keiner anderen Handwerksgruppe. Entsprechend der gespaltenen Konjunktur im Kfz-Gewerbe wird die Beschäftigung in diesem Jahr voraussichtlich nicht zulegen.
Günstiger fällt die Beschäftigungsbilanz für das Handwerk insgesamt aus: In 18 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmen lag die Zahl der Mitarbeiter im Frühjahr 2014 höher als im vergangenen Herbst, bei 15 Prozent der Unternehmen war sie gesunken. Gut zwei Drittel der Betriebsinhaber teilten mit, dass der Beschäftigtenstand unverändert geblieben ist. Trotz der durchweg guten Bewertung der Geschäftslage im Ausbaugewerbe fällt in dieser Handwerksgruppe der Saldo aus Betrieben mit steigender und Betrieben mit sinkender Mitarbeiterzahl eher bescheiden aus. Nach Einschätzung des Hauptgeschäftsführers der Handwerkskammer kann das Beschäftigungspotential der gebäudetechnischen Berufe nicht hinreichend ausgeschöpft werden, unter anderem wegen des Mangels an geeigneten Bewerbern für die von den Unternehmen angebotenen Lehrstellen. „An den Lehrstellenaktionen unserer Kammer, beispielsweise am Azubi-Speeddating, beteiligen sich verstärkt Unternehmen der Sanitär- und Heizungsbranche, um Nachwuchs zu werben“, erläuterte Weltrich. Beim soeben gestarteten „Kölner Bildungsmodell“ mache die Handwerkskammer mit, gemeinsam mit der Stadt Köln und der Agentur für Arbeit werden hier 500 arbeitslose junge Erwachsene ohne Berufsabschluss für eine Berufstätigkeit in Branchen, die von Fachkräftemangel betroffen sind, qualifiziert. Unter Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, Abiturienten und jungen Frauen „wollen wir Nachwuchs gewinnen“, so Weltrich. Ein neues Projekt der Handwerkskammer wolle vor allem in den Ausbildungsberufen mit niedrigem Frauenanteil das Interesse bei Betrieben und Schülerinnen wecken. „Wir stehen im Gespräch mit dem Landesarbeitsministerium und bemühen uns dort um die Förderung eines solchen Modellversuchs“.
Nicht nur mit dem Arbeitsministerium, sondern auch mit dem Landesverkehrsministerium, der Bezirksregierung und den Kommunen stehe die Handwerkskammer in regelmäßigem Kontakt, „um durch Vorschläge zur Optimierung des Baustellenmanagements auf eine Verbesserung des Verkehrsflusses zu drängen“, teilte Weltrich mit. Die Engpässe im Straßennetz der Region, unter anderem wegen der Probleme mit der Sanierung der Rheinbrücken, könnten zum schwerwiegenden Standortnachteil werden. Bei der Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer gebe es bei der Einschätzung der Wirtschaftslage vor allem bei den Betrieben in Bonn und Leverkusen erheblich schlechtere Noten als im Durchschnitt des Kammerbezirks. „Die Gründe für dieses schlechte Abschneiden des Handwerks in Bonn und Leverkusen müssen wir noch näher analysieren, doch ich schließe nicht aus, dass es zu einem beachtlichen Teil auch Verkehrsprobleme sind, die den Betriebsinhabern die Stimmung verhageln“, so Weltrich.