Prävention: Mit der Initiative "Gesundes Handwerk - Arbeit gestalten NRW" soll das betriebliche Gesundheitsmanagement verbessert werden."Gesundheit ist unsere wichtigste Baustelle"
Hier geht es zum FILM der IKK classic über die Veranstaltung "Gesundes Handwerk - Fehlzeiten senken, Motivation und Produktivität steigern."
Die Gesundheit von Unternehmern und Mitarbeitern ist ein zentraler Faktor für die erfolgreiche Zukunft von Handwerksbetrieben. Wie mit einfachen Mitteln die Gesundheit in Betrieben optimiert werden kann, erfuhren rund 200 Unternehmer und Mitarbeiter von Handwerksbetrieben bei der IKK-Veranstaltung "Gesundes Handwerk" in der Handwerkskammer zu Köln.
Krankenstand hat negative Auswirkungen
Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks und der Handwerkskammer zu Köln, betonte, ein hoher Krankenstand habe nicht nur negative Auswirkungen auf die Betriebsabläufe, so etwa in Form von Mehrbelastung der verbliebenen Mitarbeiter bis hin zu der Unzufriedenheit von Kunden, sondern er könne auch zu weiteren Ausfällen führen. "Wir können viel tun, für unsere Mitarbeiter und uns selbst", plädierte Wollseifer an die Zuhörer, "Gesundheit ist unsere wichtigste Baustelle, eine Investition in die Zukunft."
Krankmeldungen steigen
Laut der aktuellen Krankenstandanalyse der IKK classic stieg der Krankenstand der IKK-Versicherten im Handwerk 2015 auf 5,2 Prozent (2014: 5,0 Prozent), bei allen Versicherten auf 5,1 Prozent (2014: 4,9 Prozent). Handwerker benötigten 2015 auch knapp einen Tag länger, um nach einer Erkrankung wieder fit zu werden (Handwerk: 12,8 Tage; alle IKK classic-Versicherten: 11,9 Tage).
Einnahmeverlust von rund 100 Milliarden Euro
Für Dr. Wilhelm Schäffer, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein Westfalen, ist die Reduzierung des Krankenstandes eine vordringliche Aufgabe. "In Deutschland sind der Volkswirtschaft durch krank gemeldete Mitarbeiter 2015 587 Millionen Arbeitstage verloren gegangen", rechnete er vor. Dies entspricht einem Einnahmeverlust von rund 100 Milliarden Euro.
Besonders kleine und Kleinstbetriebe tun sich schwer, die Gefährdungsbeurteilung, das zentrale Element des betrieblichen Arbeitsschutzes, umzusetzen. Sie ist die Grundlage für das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) und für jeden Betrieb Pflicht. Aber nur jeder zweite Betrieb führt sie tatsächlich aus. "Hier besteht viel Nachholbedarf", sagte Dr. Schäffer. Eine Reduzierung der Fehlzeiten um 25 Prozent sei durchaus machbar.
Bewegung macht frisch und schlau
Amüsiert reagierte das Publikum auf den rustikalen Auftritt von Reiner Calmund, der Betriebe mit Fußballmannschaften verglich. "Nur ein gesundes Team kann Großes schaffen", betonte er mehrfach - gewürzt mit zahlreichen Anekdoten aus seinem langjährigen Dasein als Fußballfunktionär.
Ingo Fröböse, Professor an der Sporthochschule Köln, hob bei seiner spontanen Saalübung - alle Teilnehmer setzten sich auf die vordere Stuhlkante und bewegten die Hände immer schneller auf und ab - die Bedeutung von Bewegung hervor. "Sie macht nicht nur frisch, sondern auch schlau!" Zudem gab er zu bedenken, gerade im Handwerk mit seinen harten körperlichen Anstrengungen seien Mitarbeiter nach einer Verletzung noch lange nicht in der Verfassung, um ihre Arbeit wie zuvor zu erledigen.
"Schon mit kleinen Schritten kann man viel erreichen"
Experten-Tipps aus der Praxis gaben abschließend der Kölner Dachdeckermeister Thomas Briller und der Kerpener Tischlermeister Frank Wilkening. "Mitarbeitern bereitete es schlaflose Nächte, nicht zu wissen, auf welcher Baustelle sie am nächsten Tag arbeiten würden", erzählt Wilking. "Seitdem besprechen wir freitags den Plan für die nächste Woche, das Problem ist gelöst. Schon mit kleinen Schritten kann man viel erreichen." Dazu gehören etwa auch Wasser und Obst am Arbeitsplatz und kleine Bewegungsübungen in der Mittagspause.
Text: Jürgen Ulbrich