Die Vollversammlung der Handwerkskammer zu Köln verabschiedet bei ihrer Herbsttagung 2023 einstimmig eine Resolution zu verkehrspolitischen Positionen des regionalen Handwerks.
Arne Schröder, Handwerkskammer zu Köln
Die Vollversammlung der Handwerkskammer zu Köln verabschiedet bei ihrer Herbsttagung 2023 einstimmig eine Resolution zu verkehrspolitischen Positionen des regionalen Handwerks.

VerkehrsresolutionHandwerk fordert handwerksfreundliche Verkehrspolitik

Mobilität ist für viele Handwerksbetriebe ein Schlüsselthema. Dies gilt für die Fahrten zu Baustellen, die wohnortnahe Versorgung von Kundinnen und Kunden oder den Transport von Maschinen und Material. Viele Gewerke sind auf Fahrzeuge angewiesen. Vor diesem Hintergrund hat die Vollversammlung der Handwerkskammer zu Köln bei ihrer Herbsttagung 2023 jetzt einstimmig eine Verkehrsresolution beschlossen, die nun an Politik und Verwaltung im Kammerbezirk verschickt wird.

Hans Peter Wollseifer, Präsident Handwerkskammer zu Köln: "Handwerksfahrzeuge sind mobile Werkstätten, die während des Arbeitseinsatzes vor Ort benötigt werden und daher häufig im öffentlichen Raum stehen müssen. Es geht schließlich um die Versorgung von Bürgerinnen und Bürgern mit handwerklichen Dienstleistungen. Und diese reichen von der energetischen Gebäudesanierung über die Einrichtung einer Photovoltaikanlage bis hin zum täglichen Brötchen. Unproduktive Zeiten im Stau oder bei der Stellplatzsuche kann sich das Handwerk nicht leisten."

Zwar kann in vielen Bereichen des Handwerks so kaum auf den Einsatz eigener Firmenfahrzeuge verzichtet werden, dennoch besteht auch im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aus Sicht des regionalen Handwerks dringender Handlungsbedarf.

Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer zu Köln: "Auch der ÖPNV muss massiv ausgebaut werden, damit Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden und Auszubildenden attraktive Alternativen für ihre täglichen Wege zur Verfügung stehen. Vor dem Hintergrund der Klimakrise, teilt das Handwerk grundsätzlich das Ziel einer nachhaltigen Mobilitäts- und Verkehrspolitik. Bei der Umsetzung allerdings müssen die zwingenden Belange des Handwerks berücksichtigt werden."

Bevor Parkplätze im öffentlichen Raum zurückgebaut werden, muss angemessener Stellplatzersatz für das Handwerk geschaffen werden. Bevor Straßen verkehrsberuhigt oder Fahrbahnen für das Auto reduziert werden, muss sichergestellt werden, dass die Erreichbarkeit für handwerkliche Serviceeinsätze gewahrt bleibt. Besonders drängend sind diese Probleme in den Städten Köln und Bonn.

Stephanie Bargfrede, Geschäftsführerin Handwerkskammer zu Köln: "Die angedachten Wirtschaftsparkplätze sind ein guter Anfang, reichen allerdings in der Zahl bei weitem nicht aus. Vor allem ist uns wichtig, dass wir frühzeitig in die Planung von Maßnahmen im Verkehrsbereich einbezogen werden."

Hierzu hat die Vollversammlung der Handwerkskammer zu Köln in ihrer Herbsttagung 2023 einstimmig eine Verkehrsresolution beschlossen, die das Mobilitätsbedürfnis und den Bedarf an Stellplätzen für Fahrzeugen des Handwerks beschreibt, aber auch auf Herausforderungen im regionalen Zusammenhang eingeht, den Ausbau der Infrastruktur sowie die Schaffung von Mobilitätsalternativen berücksichtigt und gleichzeitig Städte, Kommunen und Kreise dazu aufruft, dass das regionale Handwerk frühzeitig bei Verkehrsplanungen mitgedacht und einbezogen werden sollte. 



RESOLUTION

Für eine handwerksfreundliche Verkehrspolitik und Mobilitätsplanung – Verkehrspolitische Positionen der Handwerkskammer zu Köln

Die Vollversammlung der Handwerkskammer zu Köln fordert Politik und Verwaltung im gesamten Kammerbezirk auf, bei ihren Überlegungen, Planungen und Maßnahmen im Rahmen der Verkehrswende die Anliegen des Handwerks frühzeitig einzubeziehen und zu berücksichtigen.

Fast alle Gewerke sind auf Fahrzeuge angewiesen und benötigen freie Zufahrt zu ihren Betriebsstandorten, Baustellen, Kunden und Zulieferern. Nur so kann das Handwerk erfolgreich arbeiten. Handwerksfahrzeuge sind mobile Werkstätten, die während des Arbeitseinsatzes vor Ort benötigt werden und daher häufig im öffentlichen Raum stehen müssen. Unproduktive Zeiten im Stau oder bei der Stellplatzsuche kann sich das Handwerk nicht leisten.

Die Verkehrspolitik und -planung der Städte, Kommunen und Kreise bestimmen wesentlich die Rahmenbedingungen für die Mobilität der Mitgliedsbetriebe. Vor dem Hintergrund der Klimakrise spricht sich die Handwerkskammer zu Köln ausdrücklich für eine "Verkehrswende" aus. Die erforderlichen Umsetzungsmaßnahmen müssen allerdings die zwingenden Belange des Handwerks berücksichtigen. Andernfalls leidet die Versorgungssicherheit mit handwerklichen Dienstleistungen.

Insbesondere folgende Punkte sind dem regionalen Handwerk wichtig:

 
Bestehende "Lade- und Lieferzonen" müssen gesichert und erweitert werden, Stellplätze für das Handwerk ("Wirtschaftsparkplätze") müssen eingerichtet und ausgebaut werden. Falls aufgrund von Planungsmaßnahmen Stellplätze im öffentlichen Raum wegfallen, muss angemessener Stellplatzersatz für das Handwerk geschaffen werden – und dies bevor die Stellplätze reduziert werden. Falschparken im Lade- und Lieferbereich sowie auf den in Aussicht gestellten Wirtschaftsparkplätzen muss geahndet werden. 
Bei der kommunalen Verkehrsplanung ist die Vernetzung in und mit der Region zwingend erforderlich. Maßnahmen, die die gewerbliche Mobilität betreffen, müssen gemeinsam mit den Nachbarkommunen geplant und umgesetzt werden. Straßen und Brücken müssen repariert und instandgesetzt werden, um die Erreichbarkeit in der Region zu gewährleisten und somit die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern. Ohne die Vernetzung mit benachbarten Kommunen oder Regionen ist eine erfolgreiche Verkehrswende nicht möglich. 
Der ÖPNV muss massiv ausgebaut werden, damit Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden und Auszubildenden attraktive Alternativen für ihre täglichen Wege zur Verfügung stehen. Das "Job-Ticket" wird in die betriebliche Mobilität zunehmend stärker eingebunden. Das Handwerk setzt sich nachdrücklich dafür ein, die betriebliche Mobilität emissionsärmer zu gestalten. Der Fuhrpark wird zunehmend emissionsfreier, der Einsatz von Lastenrädern wird erprobt. Das Handwerk unterstützt neue Ansätze zur besseren Abwicklung von Anlieferungen. Allerdings sind dem Einsatz von Lastenfahrrädern oder auch der Nutzung von Sharing Systemen gewerkspezifische Grenzen gesetzt. 
Gerne bringt das Handwerk seine Erfahrungen und sein Fachwissen ein, um zukunftsfähige Lösungen für die aktuellen Verkehrsprobleme zu finden und umzusetzen. Dafür ist es allerdings erforderlich, dass das Handwerk frühzeitig in Verkehrsplanungen mitgedacht und einbezogen wird. Dabei ist die Reihenfolge wichtig: Erst planen und Folgen abschätzen, dann umsetzen – nicht umgekehrt.