Herbstumfrage: Handwerk ist mit Wirtschaftslage zufrieden
Herbstumfrage der Handwerkskammer zu Köln: Für 89 Prozent aller Handwerksbetriebe ist die aktuelle Wirtschaftslage gut oder befriedigend
Wachstumserwartung stabil bei ca. 2 Prozent, leichter Anstieg bei den Beschäftigtenzahlen
Stabiler Konjunkturtrend: Die Unternehmen blicken mit Zuversicht auf die kommenden Monate
Forderung: Verkehrsmanagement in der Region deutlich verbessern. Stausituation ist größter Konjunkturhemmer im Handwerk der Region
Obwohl sich das Konjunkturklima in Deutschland inzwischen abkühlt, sind die Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn derzeit mit dem Wirtschaftsverlauf sehr zufrieden. Hierzu hat die Handwerkskammer im Oktober einen Querschnitt von Handwerksunternehmen befragt, "von den Ergebnissen dieser Umfrage sind wir regelrecht überrascht, so positiv zeigen sich die Unternehmen gestimmt", gibt Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, bekannt.
So bewerten derzeit 43 Prozent der Betriebsinhaber die Geschäftslage ihres Unternehmens als gut, für 46 Prozent (Herbst 2013: 47 Prozent) ist sie befriedigend. Der Anteil der Handwerksbetriebe mit schlechter Geschäftslage ist innerhalb eines Jahres nur geringfügig von 10 auf 11 Prozent gestiegen. 577 Betriebsinhaber aus allen Teilen des Kammerbezirks haben den Fragebogen ausgefüllt.
Nach Weltrichs Einschätzung profitieren die Handwerkszweige von der stabilen Konsumnachfrage. Das verfügbare Einkommen und die Kaufkraft der privaten Haushalte haben sich dank der steigenden Zahl von Erwerbstätigen und der ausgesprochen niedrigen Inflationsrate erhöht. Nur für wenige Handwerksbranchen ist das Exportgeschäft von Bedeutung, daher fallen für den Großteil der Handwerkszweige außenwirtschaftliche Risiken bei der Bewertung der konjunkturellen Entwicklung nicht ins Gewicht.
Der Spitzenreiter beim Konjunkturtrend in diesem Herbst sind die Ausbaugewerbe: Je 57 Prozent der Maler- und Lackierer- und der Installateur- und Heizungsbaubetriebe geben ihrem aktuellen Geschäftsverlauf die Note "gut", das gilt ebenfalls für 56 Prozent der Elektrofirmen und für 47 Prozent der Tischlereien. Etwas weniger zuversichtlich ist die Bewertung der Unternehmen des Kraftfahrzeuggewerbes: Auf zwei Kfz-Betriebe, die von einer guten Geschäftslage sprechen, kommt ein Betrieb mit schlechter Geschäftslage. Am ungünstigsten ist der Wirtschaftsverlauf in den Gesundheitshandwerken (Zahntechniker, Augenoptiker), 22 Prozent stufen die aktuelle Lage als schlecht ein. Doch auch in dieser Handwerksgruppe vergeben 30 Prozent der Betriebe die Note „gut“ und 48 Prozent die Note "befriedigend".
Bei der Frage, mit welchen Erwartungen die Unternehmer in die kommenden Monate gehen, zeigt sich nur eine geringfügige Eintrübung des Konjunkturtrends. Der Anteil der Betriebe, die für das Winterhalbjahr eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage befürchten, ist von 12 Prozent im Herbst 2013 auf inzwischen 14 Prozent gestiegen. Während vor einem Jahr noch 24 Prozent der Befragten für die kommenden Monate eine Verbesserung ihrer Geschäfte erwarteten, sind es derzeit 20 Prozent, die diese optimistische Prognose abgeben. Rund zwei Drittel der Betriebsinhaber rechnet mit einer gleichbleibenden Entwicklung. "Die Wirtschaftslage im Handwerk bleibt vorerst sehr stabil", zieht Weltrich ein positives Fazit: "Wir erwarten für dieses Jahr unverändert ein Umsatzwachstum von knapp zwei Prozent."
Der erfreuliche Wirtschaftsverlauf im Handwerk wirkt sich auch belebend auf den Arbeitsmarkt aus, die Nachfrage nach Arbeitskräften hat sich verstärkt. In der aktuellen Umfrage der Handwerkskammer zu Köln teilen 21 Prozent der Unternehmer mit, dass die Zahl ihrer Beschäftigten im Vergleich zum Frühjahr gestiegen ist. In zwei Drittel der Handwerksunternehmen ist der Beschäftigtenstand unverändert geblieben, in 12 Prozent der Betriebe ist er zurückgegangen.
Das positive Ergebnis der Konjunkturumfrage kaschiert aus Sicht der Handwerkskammer aber ein Problem, das die regionale Wirtschaft in den nächsten eineinhalb Dekaden nachhaltig negativ beeinflussen kann - die marode Infrastruktur. "Die Baustellen sind der größte Konjunkturhemmer im Handwerk der Region", betont Weltrich. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer sieht sich aufgrund der aktuellen Verkehrslage in seinen Befürchtungen bestätigt. Die täglichen Staus um die kreisfreien Städte Köln, Bonn und Leverkusen werden weder weniger noch kürzer.
Die zahlreichen Großbaustellen auf Autobahnen und Bundesstraßen seien neben dem hohen Verkehrsaufkommen die Hauptursache für die kilometerlangen Staus, so die Kammer. Neuralgische Punkte seien vor allem die Brücken, die in den nächsten Jahren nahezu alle saniert bzw. erneuert würden. Bei der großen Zahl an Baustellen im regionalen Straßennetz müsse
nicht nur eine baulastträgerübergreifende Baustellenkoordinierung erfolgen, sondern die Baustellenabläufe müssten optimiert werden. "Baustelleneinrichtungen müssen just in time eingerichtet werden und nicht schon Wochen vor Baubeginn, vor allem, wenn durch sie Fahrspuren eingezogen werden müssen. Sie dürfen auch nicht über große Strecken aufgebaut werden, wenn nur in Teilbereichen gearbeitet wird", kritisiert Weltrich die bisherige Praxis auf vielen Autobahnen. Ein schlechtes Beispiel für mangelnde Baustellenkoordinierung und für unzulängliche Baustellenabläufe sieht der Kammervertreter in der Baustelle am Heumarer Dreieck. Hier passe weder der Termin noch sei der Ablauf der Bauarbeiten gut geplant. Diese Baustelle sollte unverzüglich abgebaut und die Arbeiten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Ähnliches gelte für die Situation am Autobahnkreuz Leverkusen-West. Dort seien Fahrspuren eingezogen worden, um LKWs vor der Brücke aus dem Verkehr zu ziehen. Das führe zu langen Staus unter anderem auf der A 59, obwohl so gut wie kein LKW mehr die Brücke passiere. Auch hier sollten unverzüglich wieder beide Spuren befahrbar sein.
Ein weiteres Negativbeispiel für eine unkoordinierte Planung und Durchführung sei der Ausbau der A3 zwischen den Anschlussstellen Köln-Mülheim und Leverkusen. "Statt zu warten, bis der Tunnel Grenzstraße in Köln-Kalk fertig saniert ist und die Leverkusener Brücke für den Schwerlastverkehr wieder freigegeben werden kann, sollen die Arbeiten auf der A3 schon im Frühjahr 2015 begonnen werden. Auch wenn keine Fahrspuren während der Bauarbeiten ausfallen, wird es eine Geschwindigkeitsbegrenzung entlang der Baustelle geben müssen, und schon die führt zu Staus", so Weltrich.
Angesichts der Schäden, die das Handwerk in Höhe von rund 150 Millionen Euro Jahr für Jahr durch Staus erleidet, warnt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer vor einem Verkehrskollaps. "Die Kommunen setzen schon Baustellenmanager und Baustellenkontrolleure auf ihren Straßen ein, um Verbesserungspotenziale auszuschöpfen. Das muss auf den Autobahnen auch passieren. Hier muss Minister Groschek Straßen.NRW stärker in die Pflicht nehmen" mahnt Weltrich: "Wir können uns keinen einzigen vermeidbaren Staukilometer mehr leisten, wenn wir den Wirtschaftsstandort nicht nachhaltig beschädigen wollen." Besser werden müsse neben der Baustellenkoordinierung auch das Verkehrsmanagement, also die Verkehrsführung. Hier seien Kommunen und Straßen.NRW gleichermaßen gefragt.