Existenzgründung als FriseurinInterview mit Viktoria Becker
Letzte Woche haben wir uns mit unserer Coaching-Teilnehmerin Viktoria Becker unterhalten, die Anfang Dezember 2021 den Salon „Guido Schweigert“ in Bergisch Gladbach als junge Gründerin übernahm. Bereits Ende des Jahres konnte Viktoria mit ihrem neu gegründeten "Salon Viktoria Becker Friseure" ins Weihnachtsgeschäft starten: Natürlich war nicht alles perfekt, so mussten z.B. ein Durchlauferhitzer und eine Wand erneuert werden, was sie jedoch schnell für eine angenehme Arbeitsatmosphäre erledigte: „Ich habe zwei Mitarbeiterinnen. Eine Auszubildende und eine Gesellin, die sehr motiviert sind“, sagt Viktoria.
Dabei lief die Suche nach einem Salon auf recht ungewöhnliche Weise ab. Nach einem ersten nicht erfolgreichen Übernahmeversuch ist sie durch einen glücklichen Zufall über einen Außendienst-Vertreter von Friseurprodukten, auf ihren jetzigen Salon gestoßen. „Als ich ihm erzählte, dass ich mich selbstständig machen möchte, konnte er mir sofort einen Salon nennen“ – ein interessanter Weg, den nicht viele wählen. Dies war zudem der Salon ihres ehemaligen Ausbilders. „Im Außendienst habe ich selbst Unternehmende betreut und ich konnte mir anschauen, was sie dabei erfolgreich macht bzw. was diese richtig gemacht haben und natürlich auch das Gegenteil“.
Eine Übernahme geschieht nicht jeden Tag. Es braucht viel Planung und Vorbereitung. Viktoria hatte schon immer den Wunsch, selbstständig zu sein. Neben der Erziehung ihrer kleinen Tochter hat sie sich deshalb berufsbegleitend zur Friseurmeisterin weitergebildet. Ihr persönliches Konzept für die Selbstständigkeit stand so bereits zwei Jahre im Voraus fest. Immer wieder machte sie sich schon als Angestellte Notizen, die sie dann schließlich in ein Konzept umwandelte. „So konnte ich aus den guten Erfahrungen lernen und auch von Erfahrungen etwas für mich mitnehmen, die zunächst nicht so positiv waren.“
Als eine der Ersten nahm Viktoria an unserem Nachfolge-Coaching teil. „In den Coaching-Einheiten lernt man viel über sich selbst, über die Position und Eigenschaft des zukünftigen Chef-seins, sowie darüber, ein Bewusstsein für Wahrnehmung zu entwickeln. Die erlernten Instrumente können anschließend selbst angewendet werden. Das hat mir sehr geholfen.“ Darüber hinaus interessierte sich die Gründerin ebenfalls fürs Thema Marketing, was Kammermitarbeiter Axel Kopp bereits im Coaching veranschaulichte und anschließend in der persönlichen Beratung verfeinern konnte. „Axel Kopp hat mir geholfen, meine Website zu optimieren. So konnte ich von Dezember bis April ca. 90 Kunden allein durch Online-Marketing-Maßnahmen gewinnen.“ Auch der Austausch mit Coaching-Teilnehmenden in vergleichbaren Situationen brachte ihr viel.
Der Salon ist nun länger als drei Monaten in neuen Händen und es ist spannend zu erfahren, was für sie besonders schwierig war. Insbesondere blieb ihr dort die Zeit in Erinnerung, die sich die Banken für die Kreditentscheidung nahmen. Natürlich spielte ihr auch Covid alles andere als in die Karten. Alles in allem nahm der Prozess der Gründung bei Viktoria vergleichsweise wenig Zeit in Anspruch. Von Kündigung Ihrer Tätigkeit bis zur Übernahme des Salons vergingen in ihrem Falle nur drei Monate. „Trotzdem würde ich jedem dazu raten, mehr Vorlaufzeit einzuplanen“, sagt sie. Ebenfalls legt sie jedem vor diesem Schritt in die Selbstständigkeit eine Kontaktaufnahme zur kaufmännischen Unternehmensberatung bei der Handwerkskammer ans Herz: Dirk Hecking begleitete sie „Schritt für Schritt durch die einzelnen Stationen, eine davon war zum Beispiel die Beantragung der Meistergründungsprämie.“
Auf die Frage, was im Nachhinein einfacher war als vorgestellt, konnte sie sofort antworten: Der Business Plan. Der hat in ihrem Fall einen Umfang von 43 Seiten, inklusive Zahlen und Lebenslauf. Sie empfiehlt, „einfach mal den ersten Schritt zu machen“.
Zukünftigen Übernehmenden gibt Viktoria Becker mit auf den Weg: „Ihr braucht ein starkes Umfeld, denn der Prozess nimmt viel Kraft in Anspruch.“ Zudem rät sie, sich auch mal selbst zu hinterfragen. „Was kann ich noch besser machen? Was kann ich dafür tun, dass es weiterhin gut läuft?“
Liebe Viktoria, wir bedanken uns sehr für Deine Zeit.