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Die Handwerkskammer zu Köln berichtet in ihren Konjunkturberichten zweimal im Jahr ausführlich über die konjunkturelle Entwicklung der Handwerkswirtschaft im Kammerbezirk Köln. Konjunkturbericht

Rückläufige Umsätze und sinkende Auftragsbestände belasten Betriebe

Die Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk Köln bleibt auch im Frühjahr 2024 angespannt und bestätigt die eingetrübten Erwartungen aus der Herbstumfrage 2023. 40,6 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut, 41,1 Prozent als befriedigend und 18,3 Prozent als schlecht. Damit liegt der Saldo aus Gut- und Schlechtbewertungen bei 22 Punkten und fällt zum fünften Mal in Folge.

Treiber der negativen Entwicklung sind vor allem die angespannte Lage im Bausektor sowie eine rückläufige Nachfrage nach Handwerksleistungen für den gewerblichen Bedarf im Zuge einer schwächelnden Industrie. Unter den Betrieben aus dem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe zeigt sich ein heterogenes Bild: Während Dachdecker, Installateure, Heizungsbauer und Elektrotechniker die Lage aufgrund einer Sonderkonjunktur weiterhin durchweg positiv bewerten, ist die Stimmung bei Maurern und Betonbauern, Zimmerern, Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern sowie Malern und Lackierern deutlich negativer. Eine positive Entwicklung gibt es bei den personenbezogenen Dienstleistungen, zu denen unter anderem Friseure, Kosmetiker, Textilreiniger, Schneider und Schumacher zählen. Laut Umfrage bewerten viele Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage im Vergleich zu den Umfragen des Vorjahres deutlich optimistischer.

Die Ursachen der konjunkturellen Abkühlung sind in einer Vielzahl von Herausforderungen zu suchen, die die Betriebe unterschiedlich stark belasten. Das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe ist infolge hoher Bauzins- und Materialkosten von einer Auftragszurückhaltung und -stornierung betroffen, was sich in sinkenden Auftragsbeständen widerspiegelt. Gleichzeitig verharrt die Inflation weiterhin auf hohem Niveau, was zu einer Kaufzurückhaltung der Kundschaft führt. Trotz einer partiellen Erholung der Lieferketten liegen die Preise für Vorleistungsgüter weiter auf einem hohen Niveau, die nicht jeder Betrieb an seine Kunden weitergeben kann. Zudem verzögert der Fachkräftemangel die Krisenbewältigung in der Branche und bremst die Zukunftsgestaltung in Bereichen wie der Energie- und Wärmewende.

Umsatzrückgang bei abnehmendem Auftragsbestand

Besorgniserregend ist insgesamt der Blick auf die Umsatz- und Nachfrageentwicklung. So berichtet mehr als jeder dritte Betrieb (37 Prozent) von einem Umsatzrückgang, während sogar 40 Prozent von einem gesunkenen Auftragsbestand sprechen. Über alle Gewerke hinweg liegt der durchschnittliche Auftragsbestand bei 6,9 Wochen pro Betrieb, gleichbedeutend mit einem Minus von 0,5 Wochen im Vorjahresvergleich (7,4 Wochen).

Beschäftigungsrückgang und sinkende Investitionen

Der Beschäftigungsrückgang des vergangenen Jahres setzt sich im Kammerbezirk der HWK Köln auch im Jahr 2024 fort: 24 Prozent der Betriebe geben einen gesunkenen und 11 Prozent einen gestiegenen Personalbestand an. Gleichzeitig vermeldet jeder zweite Betrieb (49 Prozent), aktuell unbesetzte Stellen zu haben. Von den Betrieben mit mehr als vier Mitarbeitenden geben sogar rund 60 Prozent an, offene Stellen zu haben. Somit sind Ursachen für den rückläufigen Personalstamm vermehrt im Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung zu suchen und nur zum Teil der wirtschaftlichen Schwächephase geschuldet.

Die Investitionen der Betriebe sind in der Tendenz ebenfalls rückläufig: 26 Prozent der Befragten haben ihre Investitionen im letzten Halbjahr erhöht, 30 Prozent hingegen reduziert - ein Trend, der sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen wird. So planen 21 Prozent ihre Investitionsausgaben zu erhöhen, jeder dritte Betrieb (33 Prozent) plant jedoch mit sinkenden Ausgaben. 

Eingetrübter Blick in die Zukunft

Der Blick in die Zukunft trübt sich in Anbetracht des schwierigen Marktumfeldes ein: Lediglich 15 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit einer verbesserten, 56 Prozent mit einer unveränderten und 30 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage im kommenden Halbjahr. Damit bewegen sich die Erwartungen auf dem Niveau der Vorjahresumfrage Herbst 2022 und bestätigen die herausfordernde wirtschaftliche Situation der Handwerksbetriebe und den Negativtrend.

Details unserer Erhebung sowie gewerkspezifische Informationen finden sich im aktuellen Konjunkturbericht Frühjahr 2024.