Lehrstellenmarkt: Bis Ende Juli Plus von 3,3 Prozent bei neuen Ausbildungsverhältnissen
Zwischenbilanz am Lehrstellenmarkt des Handwerks der Region Köln-Bonn: Bis Ende Juli stieg die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse um 3,3 Prozent
Handwerkskammer weist auf freie Ausbildungsplätze hin und appelliert an Jugendliche, auf die Ausbildungsvermittler der Kammer und die Berufsberater der Arbeitsagenturen zuzugehen
Seit 2010 ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse der Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn Jahr für Jahr zurückgegangen. Umso erfreulicher fällt die aktuelle Zwischenbilanz am Lehrstellenmarkt aus: Vom 1. Oktober 2014, dem Beginn des derzeitigen Berufsberatungsjahrs, bis Ende Juli haben die Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer zu Köln 3.941 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen, das ist ein Anstieg von 3,3 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Nur für das Kölner Stadtgebiet errechnet sich ein leichter Rückgang bei den neuen Ausbildungsverhältnissen von 3,4 Prozent. Mit einer zweistelligen Zuwachsrate fällt die Zwischenbilanz für die Ausbildungsverträge des Handwerks im Rhein-Erft-Kreis besonders positiv aus. Im Raum Bonn/ Rhein-Sieg konnte die Zahl der Ausbildungsverhältnisse um 3,4 Prozent gesteigert werden, im Bergischen Land (Rheinisch-Bergischer Kreis, Oberbergischer Kreis, Leverkusen) um 4,3 Prozent.
Die derzeit erfreulichen Ausbildungszahlen im Handwerk der Region Köln-Bonn entsprechen dem Trend auf Landesebene; so hat die Bundesagentur für Arbeit in NRW vor kurzem mitgeteilt, dass den Arbeitsagenturen in unserem Bundesland von Oktober 2014 bis Juli dieses Jahres 1,4 Prozent mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr gemeldet wurden. Nach den Statistiken der nordrhein-westfälischen Arbeitsverwaltung gibt es in einer Reihe von Ausbildungsberufen des Handwerks deutlich mehr freie Lehrstellen als Bewerber: Im Hochbau sind es 1,76 Stellen pro unversorgten Bewerber, in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik 1,43 Stellen.
Die Handwerkskammer zu Köln hat im Sommer ihre Bemühungen, zusätzliche Ausbildungsplätze zu gewinnen, verstärkt. Beispielsweise wurden 900 Unternehmen angeschrieben, die in den letzten fünf Jahren kein Ausbildungsverhältnis abgeschlossen hatten, aber in der Zeit zuvor als Ausbildungsbetrieb erfolgreich waren. Diese Unternehmen werden auf neue Angebote, die die betriebliche Ausbildung unterstützen wollen, hingewiesen. So gibt es seit kurzem die „assistierte Ausbildung“: ein von den Arbeitsagenturen finanzierter, von einem Bildungsträger beschäftigter Sozialpädagoge steht während der gesamten Ausbildungszeit als Ansprechpartner zur Verfügung, beispielsweise für die Phase, wenn wegen Misserfolge beim Lernen ein Auszubildender einen Motivationsschub braucht, um die Ausbildung fortzuführen. Zudem verweist die Handwerkskammer bei ihrer Akquise von Lehrstellen auf die sieben Ausbildungsvermittler der Kammer, die den Handwerksbetrieb, der einen Ausbildungsplatz besetzen möchte, bei der Erstellung von Anforderungsprofilen und bei der Vorauswahl von Lehrstellenbewerbern unterstützen können.
Die der Handwerkskammer bis einschließlich Juli 2015 eingereichten Ausbildungsverträge ergeben rechnerisch zwar einen Zuwachs von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dennoch lässt diese erfreuliche Zwischenbilanz „noch keine zuverlässige Prognose zu, ob am Ende des Berufsberatungsjahrs, am 30. September, das Vorjahresergebnis übertroffen werden wird“, erläutert Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln.
Nach seiner Einschätzung gibt es weiterhin eine erhebliche Zahl freier Ausbildungsplätze, allerdings könne die genaue Zahl der derzeit noch unbesetzten Lehrstellen nicht ermittelt werden, da die in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer aufgeführten Stellen (www.berufsinfo.org) nur einen Ausschnitt darstellen. Trotz dieser statistischen Unsicherheiten lehnt Weltrich einen pessimistischen Blick auf den Lehrstellenmarkt ab, „wenn von einigen Seiten vor allem die Probleme betont und die Unternehmen wegen eines unzureichenden Angebots an Ausbildungsplätzen kritisiert werden, ist das nicht hilfreich“. Statt von den Problemen sollte von den vielen Chancen gesprochen werden, die sich den Jugendlichen bieten, die sich im August und im September bei der Suche nach einer Lehrstelle flexibel zeigen und nicht auf ihren Traumberuf beharren, sondern Alternativen in Erwägung ziehen. Weltrich appelliert an die bisher unversorgten Jugendlichen, auf die Berufsberater der Arbeitsagenturen oder auf die Ausbildungsvermittler der Handwerkskammer zuzugehen. Die Telefonnummer der Ausbildungsvermittlung der Handwerkskammer: 0221/ 20 22-729 und 0228/60 47983.
Darüber hinaus appelliert Weltrich an die Handwerksunternehmen, der Kammer weiter freie Stellen zu melden, beispielsweise wenn ein Bewerber seinen Ausbildungsplatz zum 1. August nicht angetreten hat. Am „Tag des Handwerks“ am Samstag, 19. September wird die Handwerkskammer eine große Open-Air-Veranstaltung auf dem Kölner Heumarkt ausrichten, auch bei dieser Veranstaltung „werden wir Lehrstellen vermitteln“.