Top-Ausbildungsbetrieb 2012
Am 30. August 2012 ehrte die Stiftung "Pro Duale Ausbildung" der Handwerkskammer zu Köln in der Club-Lounge Nord des RheinEnergieStadions die "Top-Ausbildungsbetriebe 2012". Die Pokale und Urkunden wurden von Herrn Hans Peter Wollseifer (Präsident der Handwerkskammer und Vorsitzender des Stiftungskuratoriums) und Herrn Staatssekretär Dr. Wilhelm Schäffer in Vertretung für Herrn Minister Guntram Schneider (Landesarbeitsminister und Schirmherr der Stiftung "Pro Duale Ausbildung") vorgenommen. Rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung nahmen an der Festveranstaltung teil.
Kategorie I "Kreativität und Aktivität": Bäckerei/Konditorei Magnus Newzella aus Köln
Preis der SIGNAL IDUNA Gruppe
In Großkonzernen spricht man mehr und mehr von "Ausbildungsmarketing". Damit ist die gezielte Ansprache geeigneter Bewerberinnen und Bewerber gemeint. Hier liefert die Bäckerei Konditorei Magnus Newzella ein ganzes Leistungspaket. Schul- oder Ferienpraktika sind im Handwerk weit verbreitet und auch das Langzeitpraktikum "Einstiegsqualifizierung" wird von vielen Betrieben genutzt, um einen Bewerber/eine Bewerberin über einen längeren Zeitraum kennen zu lernen. Mit dem Girls´ Day sollen mehr Mädchen und junge Frauen für gewerblich-technische Ausbildungsberufe gewonnen werden. Viele Handwerksbetriebe engagieren sich hier. Dass auch das Gegenstück Boys´ Day im Handwerk zum Tragen kommt, ist auf den ersten Blick kaum vorstellbar. Doch der Beruf "Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk" ist eindeutig weiblich besetzt. Für die Bäckerei/Konditorei Newzella Grund genug, sich hier zu engagieren und Jungen diesen Beruf im Tagespraktikum vorzustellen. In diesem Jahr wurde außerdem die seit Jahren gelebte Partnerschaft mit der Max-Ernst-Gesamtschule in eine Schulpartnerschaft unter dem Dach des unter anderem von der Handwerkskammer zu Köln getragenen Projekts "KURS - Kooperationsnetz Unternehmen der Region und Schulen" überführt. Ziel ist es, die Zusammenarbeit weiter zu stärken und auszubauen.
Wenn man das Schlagwort "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" hört, denkt man nicht unbedingt sofort an das Handwerk. In der Bäckerei/Konditorei Magnus Newzella wird diese Forderung in der Praxis umgesetzt. Teilzeitberufsausbildung, die gerade jungen Müttern den Weg zum Ausbildungsabschluss ebnet, wird hier angeboten. Ebenso zählt der Ansatz "Senior-Azubi" zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Erfahrene Kolleginnen, die als Quereinsteiger in den Verkauf gekommen sind, holen ihren Berufsabschluss nach und verbessern so ihre Beschäftigungsfähigkeit.
Insgesamt fällt auf, dass die Tore der Bäckerei/Konditorei Magnus Newzella grundsätzlich allen Bewerberinnen und Bewerbern offen stehen. Schulnoten, Abschlüsse oder Nationalität stehen nicht im Vordergrund, sondern der persönliche Einsatz und Leistungswille. Wer bringt sich ins Team ein und überzeugt mit seinem fachlichen Können und Engagement? Das ist die Frage, die Sie sich bei der Auswahl ihrer zukünftigen Auszubildenden stellen. Doch die Zahl der Jugendlichen, die sich um eine Lehrstelle in Bäckereien oder Konditoreien bewerben, ist gering. Der Beruf wird nicht als sonderlich attraktiv wahrgenommen, was unter anderem an den ungewöhnlichen Arbeitszeiten liegt. Die Bäckerei/Konditorei Magnus Newzella geht auf die potenziellen Kandidaten zu - zum Beispiel beim Azubi-Speeddating der Handwerkskammer zu Köln, diesem Instrument, bei dem sich junge Menschen in wenigen Minuten auf der Basis der mitgebrachten Bewerbungsunterlagen bei Betrieben vorstellen. Stimmt die Chemie, vereinbaren beide Seiten ein ausführlicheres Bewerbungsgespräch, ein Probearbeiten oder ein Praktikum. Mit Siegen der Mitarbeiter in Kampagnen wie "Newcomer meets Meister" oder "Germany´s Power People", hier sucht die SIGNAL IDUNA mit dem Deutschen Handwerksblatt die bestaussehenden Handwerkerinnen und Handwerker, macht die Bäckerei/Konditorei Magnus Newzella auch auf anderen Gebieten auf sich aufmerksam.
Die weiteren Nominierten dieser Kategorie:
- Uhrmacherei Boxberg, Overath
- Elektrohaus Bernhard Günther GmbH & Co. KG, Köln
- Kampa Gerüstbau GmbH, Köln
- Jörg Julius Kapune (Julius Möbel), Overath
Kategorie II "hohes soziales Engagement": Wimmer Service GmbH aus Bonn
Preis der Kölner Bank eG und der Volksbank Bonn Rhein/Sieg eG
Eine lange Tradition und die Struktur eines Familienbetriebs sind offensichtlich die Grundlagen für das beeindruckende soziale Engagement der Wimmer Service GmbH. 1924 gegründet wird der Betrieb heute von Vater und Sohn in der dritten bzw. vierten Generation geführt. Zunächst war der Betrieb Wimmer im Bereich des Elektrohandwerks tätig, später erfolgte eine Ausweitung im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk und heute wird in diesen beiden Handwerkssparten sowie im Büro ausgebildet. Rund jeder vierte Mitarbeiter der Wimmer Service GmbH ist in der Ausbildung und wird so fundiert auf eine qualifizierte Berufstätigkeit vorbereitet.
Praktika sind ein gutes Instrument, damit Jugendliche erste Einblicke ins Wirtschaftsleben bekommen. Sie können im weiteren Verlauf auch dazu dienen, vertiefende Eindrücke zu gewinnen und einzelne Ausbildungsberufe kennen zu lernen. Nicht immer fällt es Schülerinnen und Schülern leicht, einen passenden Praktikumsplatz zu finden. Deshalb ist es so wichtig, dass Betriebe Jugendlichen die Chance einer solchen Praxisphase geben - wie es für Familie Wimmer selbstverständlich ist. Hier kommt es nicht auf ein Mitlaufen und Handlangern an, sondern auf das Eröffnen von Erfahrungsräumen in der betrieblichen Praxis und die damit verbundenen Lerneffekte.
Bei der Auswahl der Auszubildenden steht die Person mit ihren Voraussetzungen, ihrem Interesse und ihrem Engagement im Vordergrund. Bewerberinnen und Bewerber mit Migrationshintergrund sind herzlich willkommen. In der Ausbildung wird dann an den Prinzipien des Praktikums angeknüpft. Die Wimmer Service GmbH sieht in ihren Auszubildenden nicht billige Arbeitskräfte, sondern Fachkräfte von morgen. Schließlich steht bei ihnen die Übernahme der Ausgebildeten in Arbeit und damit die Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs im Fokus. Während der Ausbildung können die jungen Menschen ihren Führerschein machen. Die Wimmer Service GmbH unterstützt dies mit einem zinslosen Kredit, der in kleinen Raten im Laufe der Ausbildung zurückgezahlt wird.
Die Wimmer Service GmbH ist in Bonn und darüber hinaus aktiv. Wie so viele andere Familienbetriebe ist sie eng mit ihrer unmittelbaren Umgebung verbunden. Hier wirkt auch das ehrenamtliche Engagement, das Familie Wimmer auszeichnet. Zum Beispiel bei den Telekom Baskets: der Bonner Basketballverein hat rund 40 Jugendmannschaften. Als Mitglied von ProBaskets unterstützt die Wimmer Service GmbH die Jugendarbeit des Vereins. Gleichzeitig lädt sie Schülerinnen und Schüler über Ticketpatenschaften zu Spielen der Profimannschaft ein. Auch das betriebliche Engagement in der weltweiten Freiwilligenorganisation Kiwanis kommt gerade dem Wohl von Kindern zu Gute. Ebenso die finanzielle Unterstützung der Hausaufgabenhilfe St. Helena. Diese bekam im Dezember 2011 von der Wimmer Service GmbH eine Spende in Höhe von 1.000 Euro. Die hier aufgezählten Unterstützungen wohltätiger Aktionen sind lediglich Beispiele. Familie Wimmer engagiert sich noch in vielen weiteren Bereichen.
Die weiteren Nominierten dieser Kategorie:
- Appenfelder GmbH, Wiehl
- Bäckerei Eich GmbH & Co. KG, Troisdorf
- Café-Konditorei Wolfgang Hecker, Gummersbach
- PS-Gebäudetechnik GmbH, Köln
Kategorie III "besonders gute Ausbildungsergebnisse": Guido Adrian (Pelz Adrian) aus Köln
Preis der Sparkasse KölnBonn und der Kreissparkasse Köln
Hohe Qualität in der Ausbildung zahlt sich für Betriebe mehrfach aus. Stimmt die Investition in den Nachwuchs, so sollte das Bestehen der Abschlussprüfung keine besondere Hürde sein. Auf der anderen Seite können gute Auszubildende vielseitiger und selbstständiger eingesetzt, die Arbeitsprozesse noch nachhaltiger unterstützt und anspruchsvollere Aufgaben in die Ausbildung aufgenommen werden. Auf das Kürschnerhandwerk trifft dies im besonderen Maße zu. Dort verarbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertvolle Rohstoffe. Zudem spielen Kundenorientierung und Kreativität eine ganz besondere Rolle.
Offensichtlich erkennt Guido Adrian die Bedeutung guter Ausbildung. Er schafft ein äußerst positives Umfeld für gute Ausbildungsergebnisse. Das zeigen die Erfolge in der Qualifizierung junger Menschen. Ein erster Maßstab ist der Leistungswettbewerb im deutschen Handwerk. Jahr für Jahr treten die besten Nachwuchskräfte gegeneinander an, um die Beste/den Besten des jeweiligen Fachs zu ermitteln. Zunächst auf Kammerebene, dann auf Landesebene im Wettbewerb zwischen den Siegern der sieben NRW-Handwerkskammern. Die so ermittelten Landessieger nehmen dann am Bundeswettbewerb teil. Schon oft lagen die Auszubildenden des Hauses Adrian bei diesen Vergleichen vorn. So konnte Guido Adrian mit seinem Team in den vergangenen Jahren je einen Sieg auf Landes- und Bundesebene feiern.
Die Kölner Kammersieger werden regelmäßig zu einer Auslandsreise eingeladen. Als Gast eines der Partner der Handwerkskammer zu Köln lernen die jungen Menschen ein fremdes Land, das dortige Handwerk und das andere Berufsbildungssystem kennen. Die dabei gesammelten Erfahrungen werden in einem Bericht zusammengefasst, der die Grundlage für die Vergabe des nach dem Chairman der Liverpooler Partnerorganisation benannten Ron-Lofthouse-Preises bildet. In jüngerer Vergangenheit haben zwei Adrian-Auszubildende diesen Pokal gewonnen.
Der "New-Generation-FUR AWARD" ist ein Design-Wettbewerb für Auszubildende des Kürschnerhandwerks. Hier vereinen Nachwuchskräfte handwerkliches Können mit gestalterischen Elementen. 2011 erzielten die Auszubildenden von Guido Adrian hier den ersten Platz, ein Jahr später freute man sich im Pelzhaus Adrian über Platz zwei.
Und noch eine Auszeichnung unterstreicht die besonders guten Ausbildungserfolge von Guido Adrian: 2011 erhielt er aus den Händen von Oberbürgermeister Jürgen Roters, dem damaligen Leiter der Kölner Agentur für Arbeit, Peter Welters, und dem Vorsitzenden des Arbeitsagentur-Verwaltungsausschusses, Dr. Witich Roßmann, das begehrte Ausbildungszertifikat.
Alles in allem ist Pelz Adrian ein sehr gutes Beispiel dafür, wie sich das Engagement in Ausbildung für alle Beteiligten auszahlt.
Die weiteren Nominierten dieser Kategorie
- Bach´s Bistro Café, Lindlar
- Zimmerei/Dachdeckerei Volker Diehl, Waldbröl
- Andreas Knopp und Gunnar Zeitz GbR, Gummersbach
- Haarstudio Wildangel GmbH, Lindlar
Ehrenpreis der Handwerkskammer zu Köln: Westdeutscher Rundfunk Köln
Die Geschichte des Senders reicht bis in die Anfänge des deutschen Hörfunks zurück, sie liegt in der Gründung der Westdeutschen Funkstunde AG im Jahr 1924. Durch die Spaltung des NWDR in NDR und WDR entstand 1956 der Sender in der heutigen Struktur. Der Westdeutsche Rundfunk ist eine tragende Säule der ARD, seine Intendantin, Monika Piel, ist derzeit auch ARD-Vorsitzende.
Der WDR versteht sich als Medium des Prozesses freier Meinungsbildung. Bei seiner Arbeit, für die ihm im laufenden Jahr rund 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, dient der WDR der Information, der Bildung und der Unterhaltung gleichermaßen. Dabei berücksichtigt er die Vielfalt bestehender Meinungen sowie weltanschaulicher, politischer, wissenschaftlicher und künstlerischer Richtungen.
Seit über 30 Jahren bildet der Westdeutsche Rundfunk aus. Und zwar nicht nur im journalistischen oder kaufmännischen Bereich, sondern auch im Handwerk. Hier hauptsächlich in den Gewerken Tischler, Maler/Lackierer und Raumausstatter, aber auch zum Bühnenmaler/Bühnenplastiker, Kraftfahrzeug-Mechatroniker und Maskenbildner. Derzeit beschäftigt der WDR knapp 50 handwerkliche Auszubildende.
Bei den Leistungen des WDR im Übergang Schule/Beruf haben Praktika eine große Bedeutung. Im Rahmen von Pflichtpraktika während der Schulzeit erhalten jährlich mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, erste Einblicke ins Arbeitsleben zu gewinnen.
Später präsentiert der WDR sich und seine Ausbildungsangebote auf entsprechenden Börsen und Messen. Er beteiligt sich unter anderem an den mehrsprachigen Ausbildungsbörsen, die die Handwerkskammer zu Köln zusammen mit den Arbeitsagenturen und den Kreishandwerkerschaften seit 2010 in Köln und seit 2012 zusätzlich in Bonn und Leverkusen durchführt. Der WDR stellt aber nicht nur bei Börsen und Messen anderer aus, er organisiert einmal jährlich einen eigenen Ausbildungstag. Dann öffnet er die Tore der Werkstätten in Bocklemünd, damit sich Jugendliche, Eltern und Multiplikatoren wie Lehrerinnen und Lehrer ein Bild von der Ausbildung beim WDR machen können. Hier wird deutlich, welche großen Kapazitäten der Sender für Zwecke der Berufsausbildung hat und dass er diese gerne einbringt. Auch beim WDR-Ausbildungstag gibt es eine Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer. Dort ist die Kammer nämlich Aussteller, um übergreifend zur Ausbildung im Handwerk zu informieren und zu beraten.
Auszubildende des WDR arbeiten in zahlreichen spannenden Projekten mit. Das können Aufträge aus dem Programm - wie zum Beispiel Bau oder Gestaltung einer Fernsehkulisse - sein. Es gibt jedoch auch gemeinwohlorientierte Aktionen, in denen die Nachwuchskräfte eingebunden sind. Ein Beispiel hierfür ist der Brandschutzparcours für Grundschüler.
Die Ausbildungsstrukturen des WDR lassen auch Teilzeitberufsausbildung zu. So haben gerade solche junge Auszubildende, die während der Ausbildung schwanger werden, die Möglichkeit, in Ruhe ihren Abschluss zu machen. In nicht allen Handwerksbetrieben kann die Teilzeitberufsausbildung in der Praxis umgesetzt werden. Beim WDR klappt es und das Instrument wird als große Hilfe angenommen.
Hinsichtlich des Ausbildungserfolges sei auf die zahlreichen Auszeichnungen im Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks verwiesen. Besonders erwähnet werden soll auch noch, dass Auszubildende, die den Beruf Bauten- und Objektbeschichter bzw. Bauten- und Objektbeschichterin mit zweijähriger Ausbildungsdauer gelernt haben, im Anschluss zum Maler/Lackierer bzw. zur Malerin/Lackiererin weiterlernen können. Mit einer solch durchlässigen Struktur können auch Leistungsschwächere den Abschluss in dreijährigen Berufen schaffen.
Die Leistungen des WDR rund um das Thema Ausbildung sind sehr beeindruckend. Für das überdurchschnittliche Engagement dankt die Handwerkskammer zu Köln allen Beteiligten.