Top-Ausbildungsbetrieb 2016
Kategorie I "Überdurchschnittliches Engagement in der Ausbildungsleistung verbunden mit Kreativität und Aktivität" (Signal Iduna-Gruppe) Ludwigs/Schumacher-Wahls GbR (Konditorei aus Köln)
Ludwigs/Schumacher-Wahls GbR (Konditorei aus Köln)
Der Ausbildungsstellenmarkt hat sich gewandelt. Es ist erst einige Jahre her, da suchten jungen Menschen händeringend nach einer freien Lehrstelle. Die Betriebe konnten sich aus einer Vielzahl von Bewerberinnen und Bewerbern Kandidatinnen und Kandidaten aussuchen. Doch diese Zeiten sind inzwischen vorbei! Demographische Entwicklungen und das Streben der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern nach immer höheren Schulabschlüssen bzw. nach akademischer Bildung führen dazu, dass die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber spürbar sinkt. Sich im sogenannten" „Kampf um kluge Köpfe" durchzusetzen, verlangt größte Anstrengungen. Besonders wichtig ist dies für das Handwerk, weil dort die Berufsausbildung die zentrale Strategie zur Deckung des zukünftigen Fachkräftebedarfs darstellt. Gefordert sind eine besondere Kreativität und Aktivität.
Das Köln-Bonner Handwerk hat diese Notwendigkeit erkannt. Die nominierten Betriebe machen dies deutlich. Diesen drei Handwerksbetrieben und vielen anderen darüber hinaus wird zu ihrem Engagement herzlich gratuliert. Sie werden in ihrem Engagement bestärkt. In den Augen des Kuratoriums der Stiftung "Pro Duale Ausbildung" gelingt es der Ludwigs/Schumacher-Wahls GbR besonders gut, sich von den anderen Betrieben auf der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern abzusetzen. Dabei geht sie besonders kreativ vor, begleitet von einer überdurchschnittlichen Aktivität. Hervorgehoben werden insbesondere die Praxisprojekte. Junge Menschen, das zeigen Jugendstudien wie die von Shell, suchen vermehrt sinnhafte Tätigkeiten. Gleichzeitig möchten sie sich entfalten. Moderne Kommunikationsformen wie Facebook, Twitter und andere zeigen darüber hinaus, wie wichtig jungen Menschen die Außenwirkung ist. All das ist durch die Praxisprojekte der Ludwigs/Schumacher-Wahls GbR abgedeckt. Auszubildende sind aufgerufen eigene Ideen zu entwickeln. Diese werden dann in die Realität umgesetzt. Angeleitet von erfahrenen Ausbilderinnen und Ausbildern. Mit Stolz werden die Nachwuchskräfte am Ende des Projektes auf das schauen, was gemeinsam erreicht wurde, und wenn das Resultat dann - z.B. über ein Rezeptbuch - nach außen getragen wird, können die Auszubildenden sich und ihre Leistungen einem großen Publikum präsentieren. Solche Ansätze in der Berufsausbildung sind innovativ und können - ja sollen - Vorbild für andere Betriebe sein.
Die weiteren Nominierten:
König Audio-Video-Technik GmbH, Köln (Informationselektronik)
Josef Küpper Söhne GmbH, Bonn (Sanitär-Heizung-Klima)
Kategorie II "Überdurchschnittliches Engagement in der Ausbildungsleistung verbunden mit hohem sozialen Engagement"
Helmut Hinz GmbH &Co. (Sanitär-/Heizungs-/Klima-Betrieb aus Köln)
In diesem Betrieb wird wirklich viel im Ausbildungsbereich gemacht. Und dabei wird das große soziale Engagement deutlich. Deshalb wurde er auch bereits 2014 in dieser Kategorie zum "Top-Ausbildungsbetrieb" nominiert. Besonders beeindruckt hat das Kuratorium der Stiftung "Pro Duale Ausbildung", was seitdem - also in den letzten zwei Jahren - Zusätzliches geleistet wurde. Das Thema "Geflüchtete" ist in aller Munde. In der Imagekampagne des deutschen Handwerks heißt es: "Bei uns zählt nicht wo man herkommt, sondern wo man hinwill." Vor diesem Hintergrund hat der Zentralverband mit dem Bundesbildungsministerium und der Bundesagentur für Arbeit ein Programm entwickelt, über das Geflüchtete Wege in Ausbildung finden sollen. In der Helmut Hinz GmbH & Co. ist die berufliche Integration über Ausbildung bereits gelebte Praxis. Das zeigt sich auch dadurch, dass einem afrikanischer Kriegsflüchtling ein Praktikum ermöglicht wurde. Darüber hinaus fällt auf, dass Auszubildende besonders gekonnt in die Gesamtbelegschaft des Betriebes integriert sind. Das gelingt beispielsweise durch gemeinsame Freizeitaktivitäten, Einbeziehung von Auszubildenden in Herstellerschulungen oder aber das Mitwirken von Auszubildenden in Projekt- und Planungsarbeiten. Alles in allem wird deutlich, dass die Auszubildenden, so wie sie im Betrieb ankommen, angenommen werden und dann im Rahmen der Berufsausbildung eine Umgebung vorfinden, in der sie Sicherheit finden, alle für den Beruf relevanten Kompetenzen erwerben und später als Gesellin/als Geselle über das in der betrieblichen Praxis geforderte Know-how verfügen.
Dieser Ansatz einer Betriebsgemeinschaft, in der Nachwuchskräfte fester Bestandteil sind, erinnert an die Lehren von Aristoteles, der einst sagte: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile". Gleichzeitig werden Parallelen zum Genossenschaftsprinzip deutlich, welches die Gemeinschaft und die Hilfe zur Selbsthilfe in den Mittelpunkt rückt. In dieses Selbstverständnis passt auch das Streben, ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig an den Betrieb zu binden. Auf der einen Seite sichert das dem Betrieb gut qualifizierte Fachkräfte, auf der anderen Seite dem Personal Planungssicherheiten für das weitere Leben.
Die weiteren Nominierten:
Bedachungen Hube GmbH, Köln (Dachdecker)
VerWANDlung Remmers KG, Bonn (Maler, Lackierer
Kategorie III "Überdurchschnittliches Engagement in der Ausbildungsleistung verbunden mit besonders guten Ausbildungsergebnissen"
Bernd Drösser (Goldschmied aus Leverkusen)
Sparkassen kennen sich durchaus mit Gold aus. Dort liegt es jedoch in der Regel in Form von Barren im Tresor. Das, was Goldschmiede/Goldschmiedinnen mit diesem Material anstellen, ist damit nicht zu vergleichen und als Veredelung zu bezeichnen. Wer die fertigen Schmuckstücke sieht, erkennt auf Anhieb die für den Beruf des Goldschmieds bzw. der Goldschmiedin notwendige Fingerfertigkeit und Leidenschaft. Dieser Beruf ist aber auch wie kaum ein zweiter geprägt von Kreativität. Wenn behauptet wird, Handwerk sei eng mit dem Kundenauftrag verbunden, so trifft dies erst recht auf das Goldschmiedehandwerk zu. Hier geht es eben nicht um Massenfertigung für den anonymen Markt, sondern um Einzelanfertigungen, meist nach den konkreten Vorstellungen des Kunden bzw. der Kundin. Und wer gemeinsam mit einem Goldschmied/einer Goldschmiedin ein Schmuckstück entwirft, der wird auch auf die handwerkliche Qualität bei der Umsetzung achten. In einer Goldschmiede sind also Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefragt, die all diese Kriterien erfüllen.
Da das Goldschmiedehandwerk trotz seiner klein- bzw. kleinstbetrieblichen Struktur auf Ausbildung zur Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs setzt, wird in der Berufsausbildung und damit in den Ausbildungsergebnissen der Grundstein für das spätere Berufsleben gelegt. Bernd Drösser bildet seit vielen Jahren aus. Ihm ist es stets ein besonderes Anliegen, gute bis sehr gute Auszubildende zur Prüfung anzumelden. Der Erfolg in den Gesellenprüfungen zeigt, dass er dieses Ziel erreicht. Eine besondere Herzensangelegenheit ist ihm jedoch auch das "Fest in Gold". Dieser traditionsreiche Wettbewerb richtet sich gezielt an Nachwuchskräfte. Sie sollen Karnevalsorden zum aktuellen Kölner Sessionsmotto entwerfen und dann gemäß den Entwürfen anfertigen. Die Wettbewerbsbeiträge werden jährlich in der Kreissparkasse Köln ausgestellt und finden dort große Beachtung. Beim "Fest in Gold", zu dem die Kölner Innung, die Kreishandwerkerschaft Köln und die Handwerkskammer zu Köln einladen, werden die Orden hohen Persönlichkeiten verliehen. Die Übergabe der Orden erfolgt durch die Auszubildenden. So werden sie und ihre Leistungen öffentlichkeitswirksam gewürdigt. Das Engagement von Herrn Drösser für das "Fest in Gold" wird durch die regelmäßige Teilnahme seiner Praktikantinnen und Praktikanten bzw. seiner Auszubildenden eindrucksvoll unterstrichen.
Die weiteren Nominierten:
Bächer Bergmann GmbH, Köln (Tischler
Technowart Gesellschaft für technischen Wartungdienst mbH, Köln (Kälteanlagenbau)
Ehrenpreis der Handwerkskammer zu Köln
Stadt Köln
Man kennt Aufgaben einer Stadtverwaltung. Sei es das Ausstellen eines Personalausweises, die Parkraumüberwachung durch das Ordnungsamt, das Bereitstellen von kulturellen Angeboten wie Theater und Museen oder die Funktion als Schulträger. Sie erfüllt somit alle öffentlichen Aufgaben, die weder von der Bundes- noch von der Landesverwaltung wahrgenommen werden. In Köln, der größten Stadt Nordrhein-Westfalens, ist das auch so, aber wegen der hier herrschenden Dimensionen alles etwas größer angelegt. Es gibt mehr als 40 städtische Ämter und zahlreiche andere Dienststellen, die acht Dezernaten zugeordnet sind. Insgesamt beschäftigt die Stadt Köln rund 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Blickt man auf die Stadtverwaltung als Arbeitgeberin und Ausbilderin, so denkt man vor diesem Hintergrund hauptsächlich an den Verwaltungsbereich. Aber die Stadt Köln bildet auch in verschiedenen Handwerken aus – z.B. in den Berufen Fotograf bzw. Fotografin, Kraftfahrzeug-Mechatroniker/Kraftfahrzeug-Mechatronikerin sowie Tischler bzw. Tischlerin. Dabei ist die Stadt Köln ein sehr fleißiger Ausbildungsbetrieb. Alleine seit 2007 konnte die Handwerkskammer rund 100 handwerkliche Ausbildungsverhältnisse registrieren. Aktuell beschäftigt die Stadtverwaltung knapp 30 Auszubildende in Handwerksberufen.
Bei der Auswahl ihrer Nachwuchskräfte ist die Stadt Köln offen für alle Bewerbergruppen. Hier finden Jugendliche mit Migrationshintergrund Lehrstellen, ebenso Frauen in gewerblich-technischen Berufen. Auch die zuletzt besuchte Schulform oder der erreichte Schulabschluss sind nicht festgelegt. Dabei kann die Stadtverwaltung bei der Auswahl der Auszubildenden aus dem Vollen schöpfen. Auf die knapp 600 Ausbildungsstellen, die insgesamt angeboten werden, bewerben sich mehr als 6.000 junge Menschen. Davon können mittelständische Handwerksbetriebe nur träumen! Um geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden, beteiligt sich die Stadt Köln an Ausbildungsmessen und -börsen. Zu Beginn der Ausbildung werden dann spezielle Einführungstage durchgeführt. Der Ausbildungsstart bildet den Grundstein für die gesamte Berufsausbildung. Während der Ausbildung erfolgt eine enge Begleitung der Nachwuchskräfte. Dies umfasst beispielsweise turnusmäßige Beratungsgespräche. Die Stadt Köln hat ihre Ausbilder und Ausbilderinnen als Qualitätsgaranten identifiziert. Deshalb werden diese regelmäßig weitergebildet. Offensichtlich sind die Bemühungen von Erfolg gekrönt. Die Ausbildungserfolgsquote der Stadt Köln liegt bei über 90 Prozent. Auch die zahlreichen Auszeichnungen für die Ausbildungsleistungen - dazu zählt zum Beispiel das Ausbildungszertifikat der Agentur für Arbeit - unterstreichen die erfolgreiche Arbeit der Stadtverwaltung im Bereich der Berufsausbildung. Nach Abschluss der Ausbildung haben die Absolventinnen und Absolventen gute Chancen auf eine Übernahme in Arbeit. Wo dies nicht gelingt, verfügen die jungen Fachkräfte über alle notwendigen Kompetenzen, um schnell bei einem anderen Arbeitgeber Fuß zu fassen.