Köln wird endlich mittelstandsfreundlich: Wie wir künftig verhindern, dass das Handwerk zu Dumpingpreisen arbeiten muss. Arbeit und Sprache sind Schlüssel zur Integration: Wie die Kölner Kammer das erste Flüchtlingsprojekt in der Region startet. Keine Verdrängung: warum im Handwerk Platz für alle ist. Streit ums das Digitale Kompetenzzentrum fürs Handwerk: Warum der Minister Wort gehalten hat. Kölsche Töne rocken das Handwerk: Warum der Tag des Handwerks für alle ein voller Erfolg war. Blog von Hans Peter Wollseifer (12)
Liebe Mitgliedsbetriebe,
regt Sie das auch auf? Entscheidungen, die nicht getroffen werden, Genehmigungen, die quälend lange dauern und jede Menge Vorschriften, die den Betrieben das Leben schwer machen. Es kommt mir manchmal vor, wie ein Kampf gegen Ämter-Windmühlen. Umso schöner ist es aber, wenn am Ende doch noch etwas dabei herauskommt.
Mittelstandsinitiative mit der Stadt Köln
Lange hat es gedauert und nicht immer waren wir deckungsgleich, aber jetzt ist sie da und das ist auch gut so: Die Mittelstandsinitiative zwischen Stadt Köln und Handwerkskammer. Es geht um die Stärkung der kleinen und mittelständischen Betriebe. Ihnen verlässliche Rahmenbedingen verschaffen, das ist unser gemeinsames Ziel. Hier wurde nicht nur ein Stück Papier unterschrieben, hier wurde der Masterplan Handwerkwirtschaft in Köln ins Leben gerufen: schnellere unbürokratische Wege, kürzere Zahlungsziele, bessere Vergabemöglichkeiten, weitgehender Verzicht der Stadt auf Generalunternehmer- und ÖPP-Vergaben. Bei diesen Vergabeformen gehen die Handwerksbetriebe vor Ort oft leer aus oder arbeiten zu Dumpingpreisen. Deshalb haben wir vereinbart, dass die Stadt Köln die beschränkte Ausschreibung als Regelausschreibung wieder einführt. Seit Anfang des Monats gilt diese Ausschreibungs- bzw. Vergabeform für Aufträge bis 500.000 Euro netto. Ebenso haben wir vereinbart, dass für unsere Handwerksbetriebe geeignete Gewerbeflächen im gesamten Stadtgebiet bereitgehalten werden. Der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters hob bei der Unterzeichnung die gute Basis für Handwerk und Stadt hervor. Eine Erfahrung, die er wohl mit anderen Institutionen so noch nicht gemacht habe. Mich freut, dass der Stellenwert des Handwerks mit unserer Mittelstandinitiative endlich auch in der Stadt verankert wird. Natürlich haben wir bereits viele gut laufende Kooperationen mit Stadt und Handwerk. Aber jetzt wird sich zeigen, wie mittelstandsfreundlich Köln tatsächlich ist.
http://www.hwk-koeln.de/32,0,1083.html
Flüchtlinge ins Handwerk
„Wir müssen doch etwas tun, um diesen Menschen zu helfen, die Wirtschaft hat doch auch Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen“, höre ich immer wieder von engagierten Unternehmern. Die breite Zustimmung freut mich, denn sie spiegelt auch meine Haltung wider, nämlich dass wir auf den großen Zustrom schutzsuchender Menschen reagieren müssen. Gemeinsam mit Bundesminister Dr. Gerd Müller vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben wir eine Flüchtlingsinitiative des Handwerks initiiert. Ende September startet unsere Kammer das erste Flüchtlingsprojekt in der Region. Darin enthalten sind Maßnahmen, um Flüchtlinge schneller in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Denn Arbeit ist der Schüssel für Integration. Und Arbeit kann nur mit Sprachkenntnissen erfolgen. Zehn Monate lang sollen zunächst 20 Flüchtlinge in Bau-, Metall-, Elektro- und Holzgewerken sprachlich und fachlich geschult werden. Damit wollen wir die Flüchtlinge schnell in den Arbeitsmarkt integrieren und dadurch auch die Sozialsysteme entlasten. Gleichzeitig bedeutet dies auch eine Chance fürs Handwerk. Vom Fachkräftemangel ist mittlerweile jede Branche betroffen. Handwerksbetriebe, die bereit sind Flüchtlingen zu helfen, können sich über Fluechtlinge@hwk-koeln.de bei der Handwerkskammer melden.
http://www.hwk-koeln.de/32,0,1082.html
Keine Verdrängung
Ich möchte immer wieder betonen: Es ist im Handwerk Bedarf für alle da. Flüchtlinge nehmen keine Plätze weg. Das muss mal in aller Deutlichkeit gesagt werden. Menschen in Not zu helfen ist unsere humanitäre Pflicht. Bei aller Hilfsbereitschaft verlieren wir aber diejenigen, die schon bei uns sind, nicht aus den Augen. Wir versuchen alle in Arbeit und Ausbildung zu bringen von Studienabbrechern bis zu den geringer Qualifizierten. Im letzten Jahr wurde die assistierte Ausbildung beschlossen mit den Gewerkschaften und den Ministerien. Dort helfen wir 10.000 jungen Leuten, die aus schwierigen Verhältnissen kommen. Gleichzeitig helfen wir den Betrieben ihren Fachkräftebedarf zu decken.
Voller Erfolg für den Tag des Handwerks
Dazu tragen auch publikumswirksame Aktionen, wie der Tag des Handwerks bei. Möglichst viele junge Menschen über Ausbildungswege im Handwerk zu informieren, das haben wir mit dem Tag sicherlich erreicht. Der Heumarkt war den ganzen Tag rappelvoll, 15.000 Besucher sind gekommen. Was natürlich auch an dem Programm mit kölschen Tönen von Brings, Cat Ballou und Kasalla lag. Mit unserer Veranstaltung, die von Innungen unterstützt wurde, konnten wir rund 1.000 Jugendlichen die Vielfalt des Handwerks live an den Ständen zeigen. Es lohnt sich also wirklich, wenn sich die Unternehmen und die Handwerksorganisationen gemeinsam für die Nachwuchswerbung einsetzen. Denn nur wer bereit ist, neue Wege zu gehen, wird auch künftig junge Menschen für eine Ausbildung gewinnen. Dies gilt für beide Seiten: Unternehmer und Bewerber.
http://www.hwk-koeln.de/32,0,1079.html
Kompetenzzentrum Digitales Handwerk
Positive Meldungen kommen auch aus Berlin. Von den fünf Kompetenzentren, die Unternehmen bei der weiteren Digitalisierung unterstützen sollen, wird eines ausdrücklich auf die Bedürfnisse der Handwerkswirtschaft hin ausgerichtet. Der Weg dahin war aber etwas holprig: Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk drohte zwischenzeitlich wegzufallen. Im Bundeswirtschaftsministerien war man erst der Auffassung, das Deutsche Handwerk könne die Voraussetzungen hierfür nicht erbringen. Mit Verlaub: Was für ein Quatsch! Das Handwerk ist dafür bestens aufgestellt. Mit Minister Sigmar Gabriel und mir gab es diesbezüglich ein klärendes Gespräch. Kurz danach die Zusage. Da war auf den Minister Verlass! Er hat Wort gehalten. Noch ist nicht entschieden, wo das KZDH platziert wird. Es wird an bestehende " Digital-Ressourcen " einer Kammer oder eines Verbandes angehängt. Da haben wir im Handwerk einige Organisationen, die sehr weit vorne sind. Wichtig ist nicht nur die regionale Sicht, sondern die beste und effizienteste Platzierung und natürlich, dass das Handwerk als einziger Wirtschaftsbereich neben der Industrie ein KZDH erhält. Das sind nach meiner Einschätzung eine politische Wertschätzung und ein großer Erfolg für das Handwerk.
Haben Sie noch Fragen und Anregungen, ich freue mich auf Ihre Post wollseifer-blog@hwk-koeln.de
In diesem Sinne verbleibe ich
Herzlichst Ihr
Hans Peter Wollseifer
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