
E-Commerce
Der Umsatz durch E-Commerce stieg in den vergangenen Jahren rasant. 2024 wurden rund 89 Milliarden Euro in Deutschland umgesetzt, zehn Jahre zuvor waren es noch nicht mal halb so viel. Wenngleich der Hauptprofiteur dieser Entwicklung Amazon ist, auf das knapp die Hälfte der Umsätze entfallen, so tun sich auch für kleine Händler und Handwerksunternehmen Chancen auf. Äußerst relevant ist E-Commerce insbesondere für das Produkthandwerk, das seine Waren online vertreiben kann.
Aber auch für Betriebe, die keine physischen Produkte herstellen, bieten sich einzelne E-Commerce-Funktionen an. So hat sich beispielsweise die Online-Terminbuchung unter Friseuren und Kosmetikern längst etabliert. Um das Nichterscheinen der Kunden und kurzfristige Terminabsagen zu vermeiden, wird mitunter auch die Bezahlung im Rahmen der Terminbuchung abgewickelt.
Da das Angebot an Shop-Anbietern und Verkaufsplattformen schwer zu überblicken ist, bieten wir allen Mitgliedsunternehmen der Handwerkskammer zu Köln eine kostenlose Beratung zum Thema E-Commerce an. Kontaktieren Sie uns!
5 Tipps zum E-Commerce
Die Chancen, über E-Commerce den Umsatz zu steigern, sind enorm, jedoch bringt der Versandhandel auch eine Fülle an Herausforderungen mit sich: von der Entscheidung für ein Shop-System über rechtliche Aspekte bis zum Versand der Ware. Nachfolgende Tipps sollen Handwerksunternehmen beim Einstieg in den E-Commerce helfen.
1. Strategie: Eigener Online-Shop oder Marktplatz – oder beides?
Der Verkauf über Plattformen wie Etsy, Ebay, Amazon Handmade oder auch Kleinanzeigen ist technisch unkompliziert und erfordert kaum Vorkenntnisse. Dafür sind die Wettbewerber zahlreich und der Preisdruck hoch. Zudem fallen Verkaufsgebühren an:
- Etsy: ca. 6,5 %
- Amazon Handmade: ca. 12 %
- Ebay: je nach Kategorie meist 6 bis 12 %
Der beliebte Dienst „Kleinanzeigen“ erlaubt gewerblichen Anbietern das kostenlose Einstellen von bis zu zehn Artikeln, bietet aber nur eingeschränkte E-Commerce-Funktionalitäten und eignet sich daher kaum als langfristige Lösung. Ein eigener Online-Shop bietet mehr Kontrolle über Marke, Design und Kundendaten. Viele Shop-Systeme bieten auch Anbindungen an Marktplätze, Produkte können somit parallel über verschiedene Kanäle verkauft werden. Mit gängigen Baukastensystemen lässt sich ein Online-Shop bereits für 20 bis 30 Euro pro Monat betreiben. Doch um diesen bekanntzumachen, wird recht viel Werbebudget und oft auch Zeit für Social-Media-Marketing benötigt. Als Faustregel gilt im E-Commerce, rund 10 % des Umsatzes in Online-Werbung und Suchmaschinen-Marketing zu investieren. Zudem sollte man als Anfangsinvestition mehrere tausende Euro Marketing-Budget zur Verfügung haben.
2. System: Welches Shop-System eignet sich am besten?
Ist die Entscheidung für einen eigenen Online-Shop gefallen, stellt sich die Frage, welches System verwendet werden soll. Die Auswahl des richtigen Shop-Systems ist überaus relevant, denn ein späterer Wechsel ist aufwendig.
Für einfache Shops mit wenigen Produkten reichen oft Website-Baukästen mit integrierter Shop-Funktion (z.B. Wix, Squarespace oder Jimdo). Wer langfristig wachsen möchte, sollte besser auf spezialisierte Systeme wie WooCommerce (für WordPress), Shopify oder Shopware setzen – und mit einer Agentur zusammenarbeiten. Die Kosten hierfür starten in der Regel im vierstelligen Bereich. Da es Zeit braucht, bis ein Online-Shop eine gewisse Bekanntheit erreicht hat, decken die Einnahmen im ersten Jahr oft nicht die Kosten. Dies liegt auch an der geringen Conversion Rate im E-Commerce. So kaufen branchenübergreifend im Schnitt weniger als drei Prozent der Shop-Besucher tatsächlich etwas in diesem ein.
3. Produktinfo: Was muss man beim Erstellen von Bildern und Texten beachten?
Für alle Produkte, die man online verkauft, benötigt man Bilder und Texte. Diese sollten suchmaschinenoptimiert sein, so dass die Produkte über Google leicht gefunden werden können. Zu beachten ist, dass nicht alle Kunden die korrekten Fachbegriffe kennen und sie sich auch über ihre Produktwünsche nicht immer im Klaren sind. Ein Nutzer, der letztlich eine Chaiselongue kauft, sucht anfangs vielleicht nur nach „Retro-Sofa“. Und um ein passendes Modell zu finden, kann es sein, dass er die Google-Bildersuche bemüht. Daher sollten auch Fotos suchmaschinenoptimiert werden. Ob sich für Produktbilder die Anschaffung eines Lichtzelts oder die Einrichtung eines kleinen Studios lohnt, hängt von den eigenen Kenntnissen und der Anzahl an neuen Produkten ab. Mit Online-Tutorials, etwas Übung und einem kleinen Fotostudio kann man selbst gute Ergebnisse erzielen. Gleichwohl kann die Beauftragung eines professionellen Fotografen sinnvoll sein – denn hochwertige Bilder steigern nachweislich die Kaufwahrscheinlichkeit.
4. Recht: Wie sichert man sich rechtlich ab?
Neben einem Impressum und einer Datenschutzerklärung, wie man sie auch für eine „normale“ Website benötigt, sind bei Online-Shops Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) und eine Widerrufsbelehrung Pflicht. Im Internet gibt es kostenlose Generatoren für Rechtstexte (z. B. von Trusted Shops oder Comtexts), die zum Zeitpunkt der Erstellung auch Rechtssicherheit bieten. Ändert sich das Recht, müssen die Texte jedoch angepasst werden – was viele kleine Shop-Betreiber jedoch vergessen. Um sich dauerhaft abzusichern, empfiehlt sich daher ein Rechtsschutzpaket. Die Kosten hierfür unterscheiden sich anbieter- und leistungsabhängig stark, die Starter-Pakete liegen bei etwa 10 Euro pro Monat. Eine Versicherung des Online-Shops, die oft auch eine Betriebshaftpflicht inkludiert, kann ebenfalls sinnvoll sein.
5. Organisation: Wann lohnt sich ein Warenwirtschaftssystem?
Zum Start ist ein Warenwirtschaftssystem (WWS) nicht zwingend erforderlich, denn Rechnungsstellung und Bestandsverwaltung sind in den meisten Shopsystemen bereits integriert. Doch je schneller ein Online-Shop wächst, desto wichtiger ist ein Warenwirtschaftssystem. Das kostet zwar Geld, rechnet sich aber vergleichsweise schnell, da durch Automatisierung viel Zeit gespart werden kann.
Nur als Beispiel: Ein Kunde kauft online ein Produkt. Das Warenwirtschaftssystem sendet ihm automatisch die Rechnung zu und erstellt für das Unternehmen ein Versandetikett sowie den Lieferschein. Es aktualisiert außerdem den Lagerbestand und übergibt per Schnittstelle Informationen zur Buchhaltungssoftware. Je automatisierter solche Prozesse ablaufen, desto effizienter der Online-Shop.